Robert Shapiro, Berater des Internationalen Währungsfonds (IWF), sagte einen Zusammenbruch des europäischen Währungssystems in zwei bis drei Wochen voraus, sollte die Finanzkrise nicht glaubwürdig behandelt werden. Die Welt griff dieses Zitat in einer Titelzeile auf, um über die "notwendige" Bankenrettung zu berichten – doch wenig später wurde die Überschrift geändert. Offenbar ist es unerwünscht, das Ende Europas zu thematisieren.
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"IWF-Berater gibt Europa nur noch 14 Tage" wurde blitzschnell gegen "IWF-Berater dringt auf rasche Bankenrettung" ausgetauscht – für die Online-Zeitung MMNews ein "krasser Fall von Zensur". Der ursprüngliche Titel ist über den Google-Cache abrufbar. Die Welt zitiert Shapiro trotzdem noch im Text, lässt die Aussage aber unkommentiert stehen und entschärft sie somit deutlich – welcher deutscher Durchschnittsbürger weiß schließlich, welche Auswirkungen eine "Kernschmelze im Bankensystem" haben wird?
Angesichts des Zusammenbruches der Dexia-Bank, der weitere große französische Banken ins Wanken bringen könnte, wird bereits die Vermutung laut, dass auch Frankreich bald Geld aus dem Rettungsschirm abzweigen wird. Die Regierungschefs haben also durchaus keinen so durchdachten Plan, wie sie gerne verkünden. Der IWF-Berater nimmt dies als Vorzeichen für die nahende Katastrophe.