Ägypten hatte seinen "arabischen Frühling", das Volk wurde hierzulande als Helden der Demokratie gefeiert – doch die Entwicklungen nach dem Sturz des relativ westlichen Diktators Mubarak künden von einer viel tiefgreifenden Form des Terrors. Bereits jetzt sehen sich die ägyptischen Christen mit einer Feindseligkeit und religiösen Verfolgung konfrontiert, die in Europa bereits als unvorstellbar gilt.
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Bei einer koptischen Demonstration, bei der sich zehntausende Kopten gegen den zunehmenden Islamismus aussprachen, brach bisher unvergleichbare Gewalt aus – Augenzeugen berichteten nicht nur von Zivilisten, die die Christen mit Steinen und Schüssen attackierten, sondern auch vom Militär, das laut Berichten mit Panzern in die Menge raste. 22 Christen verloren an diesem Tag ihr Leben.
Eine Pressemeldung der "Koptischen Solidarität" beschreibt die Eskalation der Hassreden und blanker Gewaltakte gegen die ägyptischen Christen, die immerhin bis zu 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die aktuelle "Debatte" befasst sich mit der Frage, ob die Kopten als "Dhimmi" zu betrachten sind – das sind jene Nicht-Muslime, die sich dem Islam unterwerfen, religiöse Tributzahlungen leisten und sich bereitwillig als niedrigere Klasse von Menschen betrachten – oder als "Kuffar", Ungläubige, bezeichnet werden sollten – und somit die Wahl zwischen Auswanderung und Tod haben.
Der ägyptische Großmufti, Scheich Ali Goma'a, laut westlichen Medien "tolerant" gegenüber den Christen, hält in dieser Frage fest, dass Christen trotz ihres Status als Ungläubige, immerhin einige Rechte hätten. Unterdessen stacheln die Imame in "religiösen Predigten" das Volk gegen die Christen auf, Brandanschläge und Entführungen junger Mädchen sind die Folge. Als beim neuesten Anschlag ein tausende Menschen starker Mob eine Kirche niederbrannte, sah die Polizei tatenlos zu. Die lokale Regierung gab den Kopten daran die Schuld, da ihre Kirche die Sicherheitsgrenze um drei Meter überragte.
Die "Koptische Solidarität" sieht in diesen Entwicklungen die Anfänge einer ethnischen Säuberung gegen die Christen und fordert sofortige Aktivität seitens der internationalen Gemeinschaft und der UN. Die hiesige Berichterstattung sieht die Gründe der Gewalt nicht im Islam als solches, sondern in den "Spannungen im Volk", die bloß durch das zu langsame Voranschreiten der ach so bejubelungswerten Revolution zustande kämen. Auch die amerikanisch unterstütze Jugendbewegung "6. April" prangert selbstverständlich den ausufernden Islamismus an. Viel Hoffnung gibt es jedoch nicht.
Strache empört über brutale Gewalt gegen Kopten
Während aus der UNO die Forderung nach einer unabhängigen Untersúchung der jüngsten Vorfälle laut wird, ist es in Österreich der FPÖ vorbehalten, die Wahrung der Rechte der christlichen Minderheit einzufordern. Bundesparteiobmann HC Strache zeigte sich zutiefst empört über die brutale Gewalt gegen die christlichen Kopten. Der Umgang mit diesen Verbrechen werde auch zeigen, welchen Weg das neue Ägypten einzuschlagen gedenke: einen Weg hin zu Demokratie, Toleranz und Religionsfreiheit oder einen Weg zu islamistischer Unterdrückung und Verfolgung religiöser Minderheiten. Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) bezeichnete die Umstände der Ausschreitungen als "fragwürdig". Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph kündigte an, sich verstärkt bei Spindelegger dafür einzusetzen, dass sich Österreich international für die Achtung der Religionsfreiheit in Ägypten stark macht.