Italien wandelt seit Monaten am Rande der Pleite. Ministerpräsident Silvio Berlusconi muss ein Sparpaket nach dem anderen durchs Parlament bringen, das Vertrauen der Abgeordneten in ihn wird immer schwächer, erst gestern musste er sich erneut im Amt bestätigen lassen – knapp schaffte er es. Indessen gerät auch Südtirol immer tiefer in den Strudel der italienischen Finanzkrise und muss Abstufungen durch die amerikanischen Rating-Agenturen in Kauf nehmen. Zeit, für einen Austritt aus dem italienischen Staat nachzudenken.
zunehmend auf Distanz zu Rom.
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„Raus aus dem Saftladen" formulierte es erst kürzlich der SVP-Politiker Thomas Widmann, Vizeobmann der Südtiroler ÖVP-Schwester. Er will die Vollautonomie für Südtirol und nur die Währungs- und Außenpolitik in der Hauptstadt Rom belassen. Südtirol werde durch den Stabilitätspakt immer mehr zur Kasse gebeten, doch das Geld verpuffe trotz der vielen Sparpakete, weil Italien durch die Abstufungen der Ratingagenturen immer höhere Zinsen zahlen muss. Sie steigen schneller, als das Land sparen kann. Widmann will daher "Flucht nach vorne" antreten.
Die Freiheitlichen vermuten hinter den Ankündigungen aus der Südtiroler Volkspartei nur Scheinaktivität. Südtirol-Sprecher Werner Neubauer bezeichnet die Vollautonomie als „alten Hut“, der schon vor zwanzig Jahren vorgebracht worden sei. Taten seien keine gefolgt. Neubauer und die FPÖ setzen auf die Strategie der Doppelstaatsbürgerschaft, um die deutsche und ladinische Bevölkerung wieder näher an Österreich heranzuführen – und ihnen im Fall eines italienischen Bankrotts Zuflucht in einer funktionierenden Volkswirtschaft zu geben.
Dass die Rolle als italienischer Landesteil für Südtirol mittelfristig keine guten Auswirkungen haben kann, zeigen die Ratingagenturen. Nach Moody’s hat nun auch Fitch das AAA entzogen. Mit AA+ liegt man allerdings immer noch drei Stufen über dem italienischen Gesamtstaat. Noch bedeutender ist jedoch der Umstand, dass Südtirol im Gegensatz zu Italien schuldenfrei ist.