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19. November 2011 / 10:17 Uhr

Die verborgenen Netze des Silvio Berlusconi IV

Falcone und BorsellinoSilvio Berlusconi bediente sich für seinen Aufstieg so ziemlich aller Netze, die Italien anzubieten hat. In der Finanzbranche hatte er ebenso seine Fürsprecher wie in der Politik, wo ihm der Sozialist Bettino Craxi den Weg zum Fernseh-Tycoon ebnete. Erhebliches Aufsehen erregte die Enttarnung der geheimen Freimaurerloge P2. Die Regierung stolperte über diese Affäre, doch Berlusconis Karriere tat seine damals bekannt gewordene Mitgliedschaft keinen Abbruch.

P2 – Berlusconis Loge

Mitgliedsbeitrag

Mitgliedsbeitrag

Berlusconis Zahlungsbestätigung für den
Mitgliedsbeitrag der P2-Loge.
Foto: Alessio / Wikimdia

Im Frühjahr 1981 durchsuchten Angehörige der Finanzpolizei bei ihren Untersuchungen in den Fällen der Bankiers Michele Sindona und Roberto Calvi das Anwesen das Anwesen Licio Gellis und stießen dabei auf einen Teil der Mitgliederliste der Geheimloge Propaganda Due – P2. Neben Calvi und Sindona befanden sich drei amtierende Minister, die Chefs der drei italienischen Geheimdienste, 195 hohe Offiziere aller Waffengattungen, 44 Parlamentarier, unzählige weitere Führungskräfte aus Staat, Politik und Wirtschaft sowie Silvio Berlusconi auf dieser Liste, die zum Sturz der Regierung führte.

Es konnte nachgewiesen werden, dass P2 in Verbindung mit dem geheimen NATO Stay-Behind-Netzwerk Gladio stand und im Zuge der Strategie der Spannung an der Destabilisierung Italiens mitgewirkt hatte. Neben Kontakten der Gruppe zu Geheimdiensten existierten auch solche zu mafiösen Organisationen. Die Mitgliederzahl von P2 dürfte größer als die 962 auf der Liste vermerkten Namen gewesen sein, weswegen von einigen bis heute verborgenen Mitgliedern auszugehen ist. Nicht nur Italiener gehörten P2 an, ihr Wirkungsbereich erstreckte sich bis nach Südamerika. Neben der Liste wurden auch Papiere über ein Schweizer Bankkonto gefunden, die Zahlungen des Erdölkonzernes ENI an die Sozialistische Partei belegten; auch Zahlungen Calvis an die PSI konnten nachgewiesen werden. 1982 wurde P2 verboten.

Verstrickungen zwischen Freimaurertum und Mafia

Falcone und Borsellino

Falcone und Borsellino

Die beiden Untersuchungsrichter Giovanni Falcone (links) und Paolo Borsellino
wurden von der Mafia nach Informationen eines Freimaurers ermordet.
Foto: contatto diretto / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Vor allem in Sizilien sind weitere Verstrickungen der Mafia mit den Freimaurern weitreichend und keineswegs auf die P2 als – gemäß der offiziellen Verlautbarung der italienischen Großloge – irreguläre Loge beschränkt. Der Bericht der Anti-Mafia-Kommission von 1993 bestätigte weitreichende Verbindungen und stellte fest, dass „die Eingliederung ins Freimaurertum […[ der Mafia ein ausgezeichnetes Instrument (bietet), ihre Macht auszuweiten, um Gefallen und Privilegien in allen Bereichen zu erlangen.“

Sizilien weist die größte Dichte an Freimaurerlogen in Italien auf. Als Beispiel dient der ehemalige Polizeioffizier Bruno Contrada, Mitglied der Loge „Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ und ehemaliger Chef des zivilen Geheimdienstes von Sizilien. Contrada wurde im Dezember 1992 festgenommen und 2007 endgültig rechtskräftig wegen Begünstigung der Mafia zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er soll Informationen, die die Morde an den Untersuchungsrichtern ermöglichten, an die Mafia weitergegeben haben. 22 Tage nach Contrada wurde mit Toto Riina Siziliens damals mächtigster Mafiaboss verhaftet.

Teil I: Berlusconis Aufstieg in den bleiernen Jahren
Teil II:
Banca Rasini – Berlusconis Bank
Teil III: Bettino Craxi – Berlusconis politischer Ziehvater

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