Die EU-Kommission erwartet, dass in zehn Jahren in der gesamten EU rund 230.000 Ärzte fehlen werden. Die Prognose überrascht nicht. Einerseits werden die Menschen immer älter und haben daher erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung, andererseits werden in vielen Staaten, so auch in Österreich, die Studienplätze mit Zugangsbeschränkungen verknappt. Im Parlament diskutieren morgen auf Einladung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) Experten über mögliche Auswege aus der drohenden Krise.
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Bereits im Vorfeld machte Graf in gegenüber der Tageszeitung Die Presse klar, wo die Lösung zu suchen sei. Neben den Zugangsbeschränkungen an den Unis ist den Freiheitlichen die schlecht organisierte Ausbildung nach dem Studium ein Dorn im Auge. In den letzten sieben Jahren sind deshalb 2135 Absolventen nach Deutschland gegangen, um dort bis zu fünf Jahre schneller und bei besserer Bezahlung ihre Facharztausbildung abzuschließen. Wie viele von ihnen wieder nach Österreich zurückkehren, kann heute noch nicht abgeschätzt werden.
Die Staaten der EU würden sich schon heute in einem „Wettstreit um die Ärzte“ befinden, sagt Graf und hält das österreichische Ausbildungssystem für „nicht wettbewerbsfit“. Vorbildlich sei die Ausbildung in vielen deutschen Bundesländern organisiert, etwa in Sachsen. Der dortige stellvertretende Ärztekammerpräsident Erik Bodendieck wird im Rahmen der morgigen Veranstaltung „Droht Österreich ein Ärztemangel?“ (22.11.2011, 18 Uhr, Abgeordneten-Sprechzimmer des Parlaments) das Modell präsentieren. Mit ihm diskutieren unter der Leitung der Obfrau des parlamentarischen Gesundheitsausschusses, Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ), Österreichs Ärztekammer-Präsident Walter Dorner, Sektionschef Clemens Martin Auer (Gesundheitsministerium) und der Volkswirtschaftsprofessor Gottfried Haber von der Uni Klagenfurt, der auf Gesundheitsökonomie spezialisiert ist.
Anmeldung zur Ärztemangel-Diskussion
Interessierte können sich unter [email protected] zur Veranstaltung anmelden.