Die Austria Metall AG war eines der Milliardengräber der Verstaatlichten Industrie in Österreich. Im Jahre 1939 wurde eine Aluminiumhütte zur Deckung des gewaltigen Bedarfes der deutschen Rüstungsindustrie durch die "Vereinigten Aluminiumwerke AG – Berlin" (VAW) errichtet. Produktionsstandort wurde das oberösterreichische Ranshofen. Obwohl 1943 bereits 5 Prozent der Aluminium-Weltproduktion aus Ranshofen kamen, konnte durch die Kriegseinwirkungen eine weitere Produktionssteigerung nicht mehr umgesetzt werden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ranshofen in die verstaatlichte Österreichische Metallwerke AG eingebracht. Ranshofen nahm in Folge die Aluminiumproduktion wieder auf und fusionierte 1955 mit den bisher durch die sowjetische USIA verwalteten Metallwerken Berndorf. Es entstand die Vereinigte Metallwerke Ranshofen – Berndorf AG.
Milliardengräber der Verstaatlichten Industrie.
Foto: Jurii / WIkimedia (CC BY 3.0)
In den achtziger Jahren kam es im Rahmen der österreichischen Verstaatlichten Industrie zu einer umfangreichen Umstrukturierung dieses Konzerns. Das Werk Berndorf wurde ausgegliedert und der Restkonzern in "Austria Metall AG Braunau-Ranshofen" (AMAG)umbenannt. Ein wirklicher Erfolgskurs konnte allerdings nicht eingeschlagen werden. Durch Jahrzehnte bemühte sich die Austria Metall AG zwar, ihre Unternehmung von einem Erzeuger zu einem Weiterverarbeiter zu entwickeln, um die Abhängigkeit von den Aluminiumpreisschwankungen zu mildern. Diese Versuche blieben im Wesentlichen ohne Erfolg, verursachten aber Verluste. Die SPÖ unter Bruno Kreisky und Hannes Androsch verfolgte eine strikte Verstaatlichtenpolitik und war nicht bereit, frühzeitig auf die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu reagieren.
Verstaatlichtenminister Streicher als Wegbegleiter des Niedergangs
Seit 1970 war die Verstaatlichte Industrie fest in SPÖ-Hand. Zug um Zug löste man den bis 1970 festgeschriebenen Proporz in den Vorstandsetagen der Betriebe ab und brachte ein neues SPÖ-Management in Position. Davon profitierte auch Rudolf Streicher. Der Absolvent der Montanuniversität Leoben und Spitzenfunktionär des Verbandes Sozialistischer Studenten (VSSTÖ) wurde bereits 1974 in den Vorstand der Vereinigten Metallwerke Ranshofen – Berndorf AG geholt. Zwischen 1981 und 1986 war er Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Austria Metall AG. Ab 1986 zeichnete Streicher sechs Jahre lang als Bundesminister für Öffentliche Wirtschaft und Verkehr für die Verstaatlichtenpolitik und damit auch die AMAG verantwortlich.
Verluste erreichten 13,5 Milliarden Schilling
Ausgelöst durch die auch von der Verstaatlichtenpolitik mitgetragene Entscheidung, keine neue Elektrolyse mehr in Ranshofen zu bauen, entschied die Austria Metall AG, mit internationalen Beteiligungen Weiterverarbeitungsbereiche in großem Umfang zu kaufen und gleichzeitig durch Elektrolyse-Beteiligungen die Metallversorgung zu sichern. Diese Expansion führte dazu, dass die AMAG Schiffbruch erlitt. Finanzierungsspielraum, Managementkapazität sowie das technische und betriebswirtschaftliche Know-how reichten nicht aus, diesen Unternehmenskurs erfolgreich umzusetzen. Die schlechte Branchenkonjunktur steuerte den Rest zur Misere bei. Wie der Rechnungshof feststellte, betrug der Konzernverlust im Jahre 1992 bereits 5,4 Milliarden Schilling um 1993 auf einen Zuschussbedarf von gigantischen 13,5 Milliarden – fast einer Milliarde Euro hinaufzuschnellen.
Rechnungshof stellte schwere Verfehlungen fest
Der Rechnungshof stellte sowohl im AMAG-Management als auch in der über Jahre hinweg von den SPÖ-Verstaatlichtenministern Rudolf Streicher und Viktor Klima repräsentierten Politik schwere Verfehlungen fest. Als Resultat musste die AMAG nicht nur restrukturiert sondern 1996 schlussendlich auch völlig privatisiert werden. Rudolf Streicher musste nicht nur als Verstaatlichtenminister zurücktreten sondern verlor 1992 auch die Bundespräsidentenwahl. Eines der Themen damals: die Krise der Verstaatlichten und die Mitverantwortung der SPÖ.
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