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18. Dezember 2011 / 10:03 Uhr

Der plötzliche Herztod des VOEST-Managers Apfalter

BildIm SPÖ-Umfeld lebt man gefährlich. Es gibt eine prominente Liste von zum Teil ungeklärten Todesfällen oder auch Kriminalfällen. Man denke etwa an die Lucona-Affäre, wo der SPÖ-Sympathisant und Club-45-Betreiber Udo Proksch in einem politisch-wirtschaftlichem Komplott sogar ein Schiff versenkte und dabei den Tod der Besatzung in Kauf nahm. Man denke aber auch an die bis heute ungeklärten angeblichen Selbstmorde des ehemaligen SPÖ-Herresministers Karl Lütgendorf, den Tod von Botschafter Amry in Athen im Zusammenhang mit dem Noricum-Skandal, den Selbstmord des ehemaligen ÖIAG-Chefs Hugo Michael Sekyra oder des ehemaligen Vranitzky-Sekretärs und Kontrollbankchefs Gerhard Praschak. Ein Fall, der ebenfalls bis heute im Halbdunkeln liegt, ist der des plötzlichen Todes des ehemaligen VOEST-Alpine-Generaldirektors Heribert Apfalter.

Heribert Apfalter, der SPÖ-Aufsteiger in der VOEST Alpine

VOEST

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Der Vorstand der VOEST wurde von den politisch
Verantwortlichen entlassen oder suspendiert.
Foto: Helmut R. Gründlinger / Wikimedia
(CC-BY-SA-2.0-DE)

aHeribert Apfalter war ein typisches Produkt von Verstaatlichung, Proporz und Parteibuchwirtschaft nach 1945. Bereits 1950 trat er als SPÖ Parteigänger in die Voest ein und machte dort den langen Marsch durch die Institutionen. Ab 1970, als die SPÖ als Regierungspartei die ÖIAG politisch und personell völlig übernahm, kamen die letzten Schritte ganz nach oben in der österreichischen verstaatlichen Industrie. Im Jahre 1976 wurde Apfalter Leiter des Finanzwesens und bereits 1977 Generaldirektor des VOEST-Konzerns. Dieses Amt sollte Apfalter insgesamt acht Jahre bis 1985 ausüben. Unter der politischen Verantwortung von Bundeskanzler Kreisky, dessen Staatssekretär und späteren SPÖ-Verstaatlichenminister Ferdinand Lacina und ÖIAG-Generaldirektor Oskar Grünwald brachte Apfalter die Umstellung von der Grundstoffindustrie zur Fertigwarenproduktion auf den Weg.

Bayou, Noricum, Intertrading als Stolpersteine

Noch im Jahre 1984 wurde Apfalter vom Wirtschaftsmagazin Trend zum Manager des Jahres 1984 gewählt. Aber bereits ein Jahr später verfing sich der SPÖ-Mann in einer ganzen Kette von Skandalen, die in seiner Ära rund um die VOEST durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen und strafrechtliche Delikte entstanden waren. In der USA schrieb das Stahlwerk Bayou tiefrote Zahlen, dazu kamen schwere Spekulationsverluste der VOEST-Tochter Intertrading. Und auch der Noricum-Skandal inklusive seiner neutralitäts- und strafrechtlichen Dimension schwebte bereits über dem Management. Schlussendlich wurde der gesamt Vorstand durch die ÖIAG und den zuständigen SPÖ-Verstaatlichtenminister Ferdinand Lacina entlassen bzw. suspendiert.

Suspendierter Apfalter ein Risiko für die Politik
 
Apfalter, dessen Vertrag noch einige Zeit gelaufen wäre, war im arbeitsrechtlichen Sinne suspendiert, er ging also bei vollen Bezügen spazieren. Dies sollte die Zeit bis zum Antritt seiner Firmenpension im Jahre 1988 überbrücken. Apfalter war in vielfältiger Art und Weise „Geheimnisträger“. Die Causen Intertrading, Noricum sowie das ökonomische und politische Netzwerk rund um SPÖ und verstaatlichte Industrie kannte er wie kein Zweiter. Im kleinen Freundeskreis gab er damit an, dass er auspacken werde, wenn man ihn nicht in Ruhe lasse, und dass er sogar in der Lage wäre, die Regierung durch eine Informationsweitergabe zu stürzen. Am 21. August 1987 musste Apfalter zum ersten Mal vor dem Untersuchungsrichter zur Causa Noricum aussagen, Wenige Tage später überstürzen sich die Ereignisse.

Geheimnisvolle Warnung und mysteriöser Herztod

Am 24. August 1987 beschloss der zuständige Untersuchungsrichter, die U-Haft über Apfalter zu verhängen. Man ging davon aus, dass Apfalter die ihm zur Verfügung stehenden Informationen der Justiz mitteilen werde. Die Info über die zu verhängende U-Haft machte in einem engen Kreis gut informierter Beamter des Wiener Justiz- und Innenministeriums die Runde. Auch die Politik erfuhr davon. Am Abend des 25. August 1987 traf sich Apfalter auf der Raststation Strengberg unweit seines Zweitwohnsitzes mit einem Unbekannten. Zwei Stunden später kehrte er in sein Ferienhaus zurück, dort starb er kurz vor Mitternacht. Ob eine zu hohe Dosis der von Apfalter eingenommenen Herzmittel oder eine andere Ursache dafür verantwortlich war, ist bis heute nicht geklärt. Der ehemalige Grün-Abgeordnete Herbert Fux soll laut Medienberichten bis zu seinem Tode eine Spur in dieser Causa verfolgt haben, die auch ganz andere Schlüsse zulassen würde. Aber auch er nahm das Geheimnis 2007 mit ins Grab.

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