Das Wall Street Journal ließ vor einigen Tagen mit einem Bericht aufhorchen, wonach sich die Notenbanken in Europa auf das Ende des Euro vorbereiten würden. „Es sind erste Anzeichen aufgetaucht, dass Zentralbanken darüber nachdenken, wie Währungen reaktiviert werden können, die seit Einführung des Euro als Bargeld 2002 nicht mehr gedruckt wurden“, hieß es in dem Artikel. Namentlich genannt wurde die Notenbank Irlands, die Vorkehrungen treffe, um im Zweifelsfall zusätzliche Kapazitäten an Druckerpressen zu gewährleisten.
Zentralismus. Auf der Insel bereitet man sich auf den Währungscrash vor.
Foto: DFID – UK Department for International Development / flickr
Wenngleich betont wird, dass es sich um reine Vorsichtsmaßnahmen handle, ist das Szenario doch Wasser auf die Mühlen der britischen Position innerhalb der EU. Premier Cameron hatte am jüngsten EU-Gipfel eine Änderung des EU-Vertrags zwecks Installierung einer Fiskalunion vehement abgelehnt und sieht – trotz innenpolitischer Kritik – eine Mehrheit der Bevölkerung auf der Insel hinter sich.
Wie kritisch man in Großbritannien die Entwicklung in der Euro-Zone sieht, beweist auch ein bereits vor zwei Wochen veröffentlichter Kommentar im Daily Telegraph. Demnachhat das Außenministerium die Botschaften angewiesen, „sich auf Hilfsmaßnahmen für Zehntausende von britischen Bürgern in den Ländern der Eurozone vorzubereiten, wenn diese infolge eines finanziellen Zusammenbruchs nicht mehr auf Bankkonten zugreifen oder sogar kein Bargeld mehr beheben können.“ Das Finanzministerium habe eine Notfallplanung für den Fall des Zusammenbruchs des Euro bestätigt. Die Pläne wurden – nach Aussage eines nicht namentlich genannten ranghohen Ministers – auf der Basis der Annahme erstellt, „dass ein Zusammenbruch des Euro jetzt nur mehr eine Frage der Zeit sei.“
Keine Info in kontinentaleuropäischen Medien
Während die Briten auch durch ihre Medien immer unverblümter auf den Euro-Crash vorbereitet werden, ist in Kontinentaleuropa davon wenig zu hören. „Um relevante Informationen zu erhalten, muss man tagaus tagein die Auslandspresse konsultieren. Die Presse von Ländern, in denen man sich noch offen äußern und auf der Hand liegende Tatsachen ansprechen kann, wird hierzulande einfach nicht zitiert“, beklagt die dem Front National nahestehende französische Nachrichtenseite Nations Presse.