Der Arabische Frühling hat bemerkenswerte Auswirkungen auf die Männer eines Dorfes im Nildelta. Fast alle sind mit bulgarischen Mädchen, die meisten von ihnen mit Roma-Herkunft, verheiratet. Mit Liebe haben diese Hochzeiten aber nichts zu tun. Laut der bulgarischen Tageszeitung „24 Tschassa“ stecken Menschenhändler hinter diesen Massenvermählungen, die angeblich nur eines im Sinn haben: den ägyptischen Männern über die EU-Staatsbürgerschaften der Frauen ein Visum zu besorgen.
500 Euro und einen Freiflug nach Kairo.
Foto: dierk schaefer / flickr (CC BY 2.0)
Viele Indizien sprechen dafür. Im vergangenen Monat stellten 30 Ägypter Visa-Anträge in der bulgarischen Botschaft in Kairo. Als Begründung wurde eben Eheschließung angeführt. Die Behörden vermuten hinter der Aktion einen Verbrecher-Ring. Zwei Männer, ein Bulgare und ein Libanese, sollen den Frauen je 500 Euro bezahlt haben. Die beiden Männer hatten die Heiratswilligen im Alter von 20 bis 45 Jahren aus verschiedenen Teilen Bulgariens mit dem Bus nach Istanbul und mit dem Flugzeug nach Kairo gebracht.
Fraglich ist zudem, ob es tatsächlich Vermählungen gab. Diese sollen, wenn überhaupt, nach muslimischer Tradition vor einem Mullah und drei Zeugen vollzogen worden sein. Bulgarische Beamte gehen nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Novinite davon aus, dass die Frauen ihre Ehe vor den Botschaftsbeamten lediglich bezeugen sollten, eine Vermählung nur fiktiv stattgefunden hätte. Es könnte sich also um einen glatten Betrug handeln, weshalb die Behörde jetzt alle Unterlagen genau prüfen will.