Eine illustre Runde aus Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde, der Österreichischen Hochschülerschaft, der SPÖ, Grünen, SOS Mitmensch, des Mauthausen Komitees, der IG Autoren und – last but not least – der Schauspielerin Katharina Stemberger (Schwester der weitaus erfolgreicheren Julia Stemberger) fand sich in den Vormittagsstunden des 19. Jänner zu einer Pressekonferenz im Palais Epstein ein. Groß war das Medieninteresse nicht. Neben einer Handvoll Journalisten war pflichtgemäß ein Team des ORF vor Ort.
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"Erinnern und Zeichen setzen" war das Motto. Als interessierter Besucher dieser Pressekonferenz erwartete man die Präsentation der von dieser Plattform avisierten Veranstaltungen zur "Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus". Doch so ernst schien es den Proponenten mit dem Erinnern und Gedenken nicht zu sein. Die Thematisierung des kommenden Gedenktages diente offensichtlich nur als Aufhänger für ein ganz spezielles Thema. Denn einziges Redethema war der Wiener Korporationsball (WKR-Ball) am 27. Jänner. Ein "Highligt" der Veranstaltungsreihe sei dennoch besonders erwähnt. Dem Programm ist zu entnehmen, dass bereits am 20. Jänner ein Frauen-Brunch stattfindet. Unter anderem soll der Frage nachgegangen werden, wie sich schwule Nazis in ihren "eigenen Reihen" verorten. Die Teilnehmerinnen beschäftigen sich dabei in jeder Hinsicht mit unbekannten Wesen, denn es gilt für den Einlass: FrauenMädchenLesbenTransOnly! Dazu gibt's "lecker Buffet".
"Rechtsextreme dürfen in Hofburg nicht feiern"
Am 27. Jänner gedenkt auch Österreich der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz im Jahr 1945 und just an diesem Tag findet – freilich zufällig – heuer der traditionelle WKR-Ball in der Hofburg statt. Der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, Raimund Fastenbauer, fasst dies als Provokation auf und meint, die Burschen von "Olympia" und "Teutonia" würden sich darob "lächelnd auf die Lederstiefel schlagen". Für die Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft, Janine Wulz dient der Ball gar der Vernetzung von Politikern, ehemaligen Universitätsrektoren und Burschenschaftern mit Nazigrößen wie Gottfried Küssel. Ihr dürfte dabei allerdings ein kleines Detail entgangen sein, denn Küssel befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Ihm wird es demnach wohl schwer fallen, wie von Wulz angekündigt, an dieser Ballveranstaltung teilzunehmen.
Ellensohn unterstellt Nähe zu Breivik und NSU
In Triumphgeheul verfiel der Grüne Wiener Klubobmann David Ellensohn. Mit dem heuer letztmalig in der Hofburg stattfindenden Ball sei es gelungen, den "Rechtsextremen" wieder ein Symbol weg zu nehmen. Den Ballteilnehmern sprach er die Ehre ab und unterstellte, sie seien ideologisch nicht weit weg von einem Herrn Breivik, der in Norwegen gemordet habe, oder der Vereinigung NSU, die in Deutschland Muslime getötet habe. Sein politisches Feindbild, die Freiheitlichen, nennt er in einem Atemzug mit Rechtextremen und Antisemiten. Alexander Pollak von "SOS Mitmensch" witterte gar einen Schaden für die Republik. Viele Fragen hatte das spärlich anwesende Auditorium nicht, und so endete die Pressekonferenz mit einem Gruppenbild mit Damen.
Kickl: Verabscheuenswürdige Ideologie der Ballgegner
und IGK-Generalsekretär Raimund Fastenbauer.
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Während sich die bereits erwähnten Grünen und auch die SPÖ in Person der Nationalratsabgeordneten Petra Bayr in die Phalanx der Ballgegner eingereiht hatten, kam von der FPÖ heftige Kritik an den teils hetzerischen Worten gegen die Ballbesucher. "Das Kesseltreiben der selbsternannten Zivilgesellschaft hat ein völlig unerträgliches Ausmaß an Unappetitlichkeit angekommen, das in einer demokratischen Gesellschaft zutiefst bedrückend wirkt. Manche Protagonisten der Ballgegner haben offensichtlich jede Kontrolle über ihre Verbalausbrüche verloren", charakterisiert der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl die Zusammenkunft, die übrigens mit Genehmigung von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) in Räumlichkeiten stattfand, die zum österreichischen Parlament gehören. Kickl sieht die Protagonisten der Gedenkwoche in einem Boot mit den zu erwartenden gewalttätigen Demonstranten, die auch heuer den WKR-Ball ins Visier genommen haben: "Wer gewalttätige Schlägertrupps aus aller Herren Länder auf seinen Demonstrationen duldet, um eine Veranstaltung ehrenwerter Bürger zu verhindern, offenbart damit eine Ideologie, die zutiefst verabscheuenswürdig ist und gerade den als Argument der Ballgegner herangezogenen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner völlig entehrt." Aber der ist, wie die Pressekonferenz zeigte, ohnehin nur Mittel zum Zweck.