Voltaire, der Vordenker der Aufklärung, sagte einmal: „Ich werde gegen die andere Meinung eines anderen kämpfen, aber noch mehr werde ich dafür kämpfen, dass dieser seine Meinung äußern darf.“ Das war im 18. Jahrhundert. Wer hätte sich gedacht, dass ein Pfarrer im 21. Jahrhundert im angeblich aufgeklärten Europa noch immer um seine Meinungsfreiheit kämpfen muss?
in der Jungen Freiheit schreiben.
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Aber es ist tatsächlich so. Denn der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa verhängte gegenüber dem Pfarrer Georg Alois Oblinger ein Schreibverbot. Diese Einschränkung der Meinungsfreiheit ist nicht nur unter den Katholiken auf scharfe Kritik gestoßen. Bischof Zdarsa hatte Oblinger für seine Veröffentlichungen in der Jungen Freiheit kritisiert und ihn angewiesen, nicht mehr in der Wochenzeitung zu publizieren. Das Bistum schätze zwar das journalistische Engagement des Ichenhausener Stadtpfarrers – jedoch nicht in der Jungen Freiheit, sagte der Sprecher des Bistums, Markus Kremser, gegenüber der Augsburger Allgemeinen.
Überzeugung fahrlässig als "rechts" bezeichnet
Kritik an der Entscheidung des Bischofs kam auch aus der Union: Der Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU, Martin Lohmann, sagte der Jungen Freiheit: „Ich vermute ein eklatantes Missverständnis und vielleicht eine zugelassene Unkenntnis, wenn einem profilierten und begabten Geistlichen die Feder verboten werden soll.“ Es sei bedenklich und höchst unfair, wenn konservative Überzeugungen fahrlässig als rechts bezeichnet würden, um damit einen undemokratischen Geruch zu verbreiten, kritisierte der Publizist. Wirklich konservatives Denken sei aufgeschlossenes Denken und habe nichts mit „rechts“ zu tun.
Auch der frühere CSU-Generalsekretär und Sprecher der ChristSozialen Katholiken in der CSU, Thomas Goppel, nahm zum Schreibverbot Stellung: „Der Vollständigkeit der Meinungsbildung wegen lege ich – und mit mir viele andere – Wert darauf, in kirchlichen Grundsatzfragen nicht nur den Kommentar der Nihilisten, der Moderne und der Andersgläubigen abgedruckt zu finden. Da hat Oblingers mutiges Wort zur rechten Zeit für eine Bandbreite gesorgt. Schade, wenn das nicht mehr möglich sein soll.“
Pfarrer wird Anweisung befolgen
Dagegen fand Bischof Konrad Zdarsa ausgerechnet mit dem früheren baden-würtembergischen Landtagsabgeordneten Stephan Braun (SPD) eine unheilige Allianz: „Wer für so ein Blatt regelmäßig schreibt, identifiziert sich in gewisser Weise mit ihm. Ich würde meine Kinder nicht zu ihm in den Religionsunterricht schicken“, warnte Braun.
Der journalistisch begabte Pfarrer Oblinger selbst sagte der Augsburger Allgemeinen, er werde sich selbstverständlich an die Weisungen der Diözese halten. Gehorsam sei eine wichtige Tugend für einen Geistlichen. Und der Gehorsam fange dort an, wo man anderer Meinung sei.