Die Anarchistenszene in Wien ist äußerst vielschichtig. Als Teil der extremen Linken im politischen Spektrum ist sie sehr gut vernetzt und kann über unzählige Stützpunkte und Standorte verfügen. Das Netzwerk reicht von einem anarchistischen Versandhaus im Amerlinghaus hin zu anarchistische Bibliotheken und Initiativen die sich über das gesamte Stadtgebiet erstrecken. Den gewalttätigen Kern bildet der sogenannte rot-schwarze Block, der zuletzt bei den Ausschreitungen gegen den WKR-Ball Ende Jänner aufgefallen ist. Ein wesentlicher Bestandteil der Szene ist auch ein eigenes Anarchistenradio.
Eine Stunde Anarcho-Ideologie pro Woche
foto: Rocafort8 / wikimedia
Obwohl in Zeiten des Internets Radio und Fernsehen die frühere Bedeutung verloren haben, ist es doch bemerkenswert, dass die Anarchisten ein eigenes Radio in Wien betreiben dürfen. Unter dem Titel „Gegeninformationen und Stellungnahmen zu aktuellen politischen Themen aus libertärer Sicht“ sendet dieser Sender jeden Sonntag in der Zeit von 20 Uhr bis 21 Uhr. Gestartet wurde das anarchistische Medienspektakel bereits 1998. Das Anarchistenradio versteht sich als „Plattform unterschiedlicher Initiativen und Einzelpersonen“ aus dem anarchistischen Spektrum. Thematisch werden die „Klassiker“ der linken Anarchistenbewegung behandelt, so etwa Hausbesetzungen, Antimilitarismus, Tierbefreiungen, Antiknastdemos usw. In jüngster Zeit widmet man sich auch einem eigenen Griechenland-Schwerpunkt. Aber auch der Infoladen des Ernst-Kirchweger-Hauses hat ein Sendeforum durch das Anarchistenradio erhalten.
Trägermedium Radio Orange wird öffentlich gefördert
Trägermedium des Anarchistenradios ist der Alternativsender Radio Orange. Dieser wird von der öffentlichen Hand bzw. öffentlichen Institutionen subventioniert. Als Sponsoren und Projektpartner auf der Webseite von Radio Orange werden unter anderem die Europäische Union, die MA 13 der Stadt Wien, die Austrian Development Cooperation, der Zukunftsfonds und der Nationalfonds der Republik Österreich genannt. Ob diesen Institutionen bekannt ist, dass durch ihre Unterstützung auch der Sendeplatz für ein Anarchistenradio gesponsert wird, ist nicht bekannt.