Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) kaufte im zweiten Halbjahr 2011 um 776.259,83 Euro Werbeeinschaltungen in den Medien. Das gab sein Ressort in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung bekannt. Welche Rabatte die Zeitungen gewährten, wurde verschwiegen. Genau das wollte der freiheitliche Abgeordnete Walter Rosenkranz von Spindelegger erfahren. Aber dieser handelte wie die anderen Minister und der Bundeskanzler: Er verschwieg, ob es Rabatte gegeben hat.
auch nicht preis geben.
Foto: michaelthurm / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Offiziell hieß es nur: „Mein Ressort war und ist stets bestrebt, für Einschaltungen bestmögliche Konditionen zu erreichen.“ Im Übrigen, so der Minister, würde die Erhebung sämtlicher Aktivitäten im Zusammenhang mit Öffentlichkeitsarbeit aufgrund der Anzahl der Vertretungsbehörden im Ausland einen unverhältnismäßig hohen, nicht vertretbaren Verwaltungsaufwand bedeuten. Komisch: Auf der Liste des Außenministeriums befinden sich nur österreichische Medien. Hier die Rabatte herauszufinden, wäre doch kein „unverhältnismäßig hoher Verwaltungsaufwand“! Warum auch immer: Auch Spindelegger will Rabatte, falls es sie überhaupt gegeben hat, nicht preisgeben. Schade, denn der Steuerzahler würde sich dafür interessieren, ist er es doch, der das Geld hergibt, mit dem Spindelegger dann die Anzeigen kauft.
"Notfall im Ausland" um 110.428 Euro
Zu erfahren war aus der Anfragebeantwortung nur, in welche Zeitungen Spindelegger das meiste Geld steckt. So bekam die Zeitung Österreich für die Einschaltung „Notfall im Ausland“ 110.428 Euro, die Kronen Zeitung ebenfalls für „Notfall im Ausland“ und für „Weltweit für Sie da“ 106.134 Euro. Dass die Sicherheitskarte im roten Wiener Bezirksblatt für 1.386 Euro beworben wurde, sollte wahrscheinlich nur davon ablenken, dass für diese Karte auch in der Zeitschrift der Katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs, Der Clunier, Werbung um 271 Euro gemacht wurde und die katholische Studentenverbindung Severiana für 310 Euro in ihrem Programmheft auf Notfälle im Ausland hinwies.
Spindelegger wählt für Werbeeinschaltungen vornehmlich Medien, die seiner Klientel zuzuordnen sind, wie die Oberösterreichischen Nachrichten, die Vorarlberger Nachrichten, die Tiroler Tageszeitung, die Furche, die NÖN, das Neue Volksblatt oder die Salzburger Nachrichten. Die Gratiszeitung Heute, die bis dato die Vermutung nicht widerlegen konnte, dass hinter dem Stitungs- und Treuhandkonstrukt die SPÖ als Eigentümer steckt, bekam von Spindelegger aber immerhin 71.286 Euro bezahlt, um für „Weltweit für Sie da“ und „Notfall im Ausland“ zu werben.
Weitere Artikel über die Inserate der Bundesregierung
- Satte oder keine Rabatte? Regierung schweigt zu Inseratenpreisen
- Inserate: Doris Bures gibt keine Details bekannt
- Faymanns versteckte Parteien-Finanzierung