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10. April 2012 / 07:58 Uhr

Anarchismus-Nostalgie im Museum der rot-grünen Stadt Wien

Dass die Stadt Wien das sogenannte „Rote Wien“ der zwanziger und dreißiger Jahre historisch verklärt und ideologisch als gesellschaftliches und politisches Paradies zu verkaufen versucht, ist allgemein bekannt. Auch die Ära Bruno Kreiskys als SPÖ-Bundeskanzler zwischen 1970 und 1983 wird als Traumlandschaft medial zelebriert. Nun wagen sich die rot-grüne Wiener Stadtverwaltung bzw. das Wien Museum an ein neues Objekt der linken Gedenkkultur, die Anarchisten- und Hausbesetzerszene, die in den letzten 35 Jahren in Wien unter Duldung der SPÖ ihr Unwesen getrieben hat und treibt. Von der Arena bis zum Ernst-Kirchweger-Haus feiert man in einer Ausstellung unter dem Titel „Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern“ die Anarchistenszene in Wien ab. Starten wird die Ausstellung am 12. April und dann ganze vier Monate bis zum 12. August 2012 dauern.

Arena-Besetzung 1976 wird als „Happening der 100 Tage“ gefeiert

Arena-Besetzung

Arena-Besetzung

Das Wen Museum feiert die Anarchisten und Besetzszene der Stadt.
Foto: Heinz Riedler / Sammlung Wien Museum

Beim Marketing für die Ausstellung greift das städtische Wien Museum tief in die ideologische Argumentationskiste. Über die Besetzung des Auslandschlachthofes St.Marx im Sommer 1976 heißt es dort:

Der Sommer 1976 ist heiß. Mit der Besetzung der "Arena", des ehemaligen Auslandschlachthofes in St. Marx, beginnt ein Happening der 100 Tage, das Wien aufrüttelt. Erstmals treten neue politische und gegenkulturelle Bewegungen in den Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit.

Die linken Museumspädagogen der Stadt Wien zitieren eine ehemalige Aktivistin:

Die Arena-Besetzung war unser 1968, ein anarchischer Freiraum, der Energien und Fantasien freisetzte.

Von Amerlinghaus bis zum Ernst-Kirchweger-Haus

Alle linken Anarchistentreffpunkte Wiens, von Amerlinghaus bis zum Ernst-Kirchweger Haus-werden der Öffentlichkeit präsentiert, der roten Stadtverwaltung wird für Subventionen und Unterstützung gedankt:

Unter dem Eindruck der "Jugendkrawalle" in Zürich reagiert die Stadt. Sie gesteht Subventionen für die "neue" Arena im ehemaligen Inlandsschlachthof zu, im 9. Bezirk entsteht das WUK (Werkstätten und Kulturhaus), in der Gassergasse ein autonomes Kultur- und Kommunikationszentrum mit Werkstätten, Proberäumen und einer Alternativschule. Dieses wird nach zwei Jahren wegen Anrainerbeschwerden und Vorwürfen des Drogenmissbrauchs gewaltsam geräumt. Ein Teil der Aktivisten wechselt in den 6. Bezirk und lebt in der Aegidigasse/Spalowskygasse in alternativen  Hausgemeinschaften. Auch hier kommt es zu einem gewaltsamen Ende. 1990 wird das Ernst- Kirchweger-Haus in Favoriten besetzt, wo die Forderung nach Selbstverwaltung bis heute Platz gefunden hat.

Gern gesehene Aktivisten gegen politisch Andersdenkende

Die hier geschickt eingesetzte marxistische Dialektik verschweigt bei allerdings eines bewusst: den Aufbau und die Pflege einer linken Prätorianergarde, die bei Demonstrationen und aktivistischen Aktionen gegen politisch Andersdenkende in Wien immer gleich zur Stelle ist. Ob bei den seinerzeitigen Demos gegen den Opernball, bei der Kampagne gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim oder bei den gewalttätige Ausschreitungen gegen Wahlveranstaltungen der FPÖ, immer waren auch Vereine und Initiativen mit dabei, die ihre Basis in den Anarchisten-Treffpunkten haben und hatten. Zuletzt durften die linken Fußtruppen, subventioniert und unterstützt von der rot-grünen Wiener Stadtverwaltung, anlässlich des WKR-Balls am 27. Jänner 2012 ihre Maske fallen lassen und gegen friedliebende Ballbesucher vorgehen. Rot und Grün duldeten dies wohlwollend.

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