Während die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP in dieser Woche ihr Transparenzpaket durchboxten, gingen hinter den Kulissen die Wogen wegen der Besetzung des Geschäftsführerpostens im Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) hoch. Die langjährige stellvertretende Landesgeschäftsführerin Inge Friehs – obwohl ausgewiesene Sozialdemokratin auch bei anderen politischen Lagern wegen ihrer Fachkompetenz geschätzt – ist einem innerparteilichen Ränkespiel in der Wiener SPÖ zum Opfer gefallen. Beteiligt waren Vizebürgermeisterin Renate Brauner und Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Statt Friehs wurde mit Petra Draxl eine Abteilungsleiterin Hundstorfers bestellt, die die besondere Unterstützung aus dem Wiener Rathaus genießt. Obwohl alle Beteiligten aus der Sozialdemokratie stammen, haben wieder einmal SPÖ-Seilschaften aus Wien eine qualifizierte Kandidatin, die sich ihre Unabhängigkeit bewahrt hatte, zur Strecke gebracht.
Bestgereihte Inge Friehs wurde einfach übergangen
Zu einem besonderen Fall der Freunderlwirtschaft weitet sich die Bestellung der neuen Geschäftsführung des AMS Wien aus. In die engere Wahl waren die bisherige langjährige Vize-Geschäftsführerin Inge Friehs, der Wiener Arbeiterkammerreferent Gernot Mitter und die Abteilungsleiterin aus dem Sozialministerium, Petra Draxl, gekommen. Nach einem Protokoll des beigezogenen externen Personalberaters soll sich eine klare Reihung der Kandidaten nach ihrer Qualifikation ergeben haben: Friehs – Mitter – Draxl. Hundstorfer hielt sich aber nicht an die Qualifikationsbeurteilung, sondern reihte seine Mitarbeiterin Draxl einfach vor. Grundlage dafür sollen Interventionen aus dem Wiener Rathhaus gewesen sein. Die rote Vizebürgermeisterin Renate Brauner soll sich für Draxl heftig ins Zeug gelegt haben. Damit ist Friehs aus dem Rennen. Insider vermuten als Motiv den einfacheren Zugriff auf die Fördermillionen des Wiener AMS, immerhin rund 350 Millionen Euro. Friehs würde diesen Fördertopf, so vermutete bereits im Mai der Kurier, "am couragiertesten gegen Begehrlichkeiten der Stadt Wien verteidigen".
Eiszeit zwischen Leitl und Hundstorfer
Die Bestellung Draxls aus neue Chefin in Wien lässt aber nicht nur im AMS und in der SPÖ die Wogen hochgehen. Die einseitige Entscheidung Hundstorfers zieht ihre Kreise bis hinein in die Sozialpartnerschaft. So war der schwarze WKO-Präsident Christoph Leitl über die Vorgangsweise Hundstorfers offensichtlich so erzürnt, dass er diesen kurzfristig als Festredner beim Wirtschaftsparlament, der Vollversammlung der Wirtschaftskammer Österreich, ausgeladen hat. Leitl, der sich zuletzt für den roten AK-Mann Werner Muhm als Mitglied des Nationalbank-Generalrats eingesetzt hatte, fühlt sich von Hundstorfer hintergangen. Laut Leitl gebe es eine Vereinbarung, dass die jeweils best qualifizierte Person bestellt werden soll. Mit der Bestellung von Draxl habe Hundstorfer diese Grundsatzvereinbarung ignoriert.