Euro-Austrittsszenarien sind keineswegs unrealistisch. Dies wurde nun durch eine Studie des britischen Ökonomen und Publizisten Roger Bootle bestätigt. Bootle und sein Team vom Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics erhielten dafür den mit 313.000 Euro dotierten Wolfson-Wirtschaftspreis. Roger Bootle ist unter Ökonomen und Euroskeptikern kein Unbekannter. Als Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Capital Economics und Kolumnist für den Daily Telegraph hat er sich in den letzten Jahren immer wieder kritisch mit der Europäischen Union und dem Euro auseinandergesetzt
Bootle legt realistisches Szenario für Euro-Austritt dar
Die positiven Effekte eines Austrittes eines oder sogar mehrerer bisheriger Euro-Mitglieder legt Roger Bootle in seiner Studie dar. Sein Vorschlag: Die neue nationale Währung sollte im Verhältnis 1:1 gegen Euro getauscht werden; darüber hinaus sollten etwa Kredite und Bankguthaben, Preise oder Gehälter und die Staatsschulden ebenfalls zum gleichen Wert auf die neue Währung umgeschrieben werden können. Auf dieser Basis sollte dann der Wettbewerb zwischen Euro und neuer Währung beginnen.
D-Day für Euro-Austritt soll generalstabsmäßig geplant werden
Bootle nennt seine Studie einen „praktischen Führer“ zum Verlassen der Euro-Zone. Und darin nimmt der britische Ökonom Anleihen bei militärischen Vorbildern. So bezeichnet er den Tag des Euro-Austrittes als „D-Day“, nach dem Tag der Alliierten-Landung in der Normandie 1944. Die politisch und ökonomisch verantwortlichen Führungspersönlichkeiten des betroffenen Landes sollten sich ein Monat vor der Bekanntgabe des „D-Day“ versammeln, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Erst drei Tage vor dem tatsächlichen Austritt sollten dann die anderen Eurozonenländer unterrichtet werden. Dafür soll ein Freitag gewählt werden, damit die Finanzmärkte über das Wochenende das Vorhaben nicht unterlaufen können. Am Montag früh würde dann der Austritt veröffentlicht werden. Gleichzeitig sollten alle heimischen Banken und die Finanzmärkte dicht gemacht werden, um eine Kapitalflucht zu verhindern.