Die Absetzung des nordkoreanischen Armeechefs Ri Yong-ho aufgrund seines "schlechten Gesundheitszustandes" sorgt für reichlich Diskussionen. Südkoreanische Medien spekulieren nun sogar mit einer Wiedervereinigung des seit Beginn des Koreakriegs 1950 geteilten Landes, berichtete die chinesische Zeitung Global Times.
Die jüngsten Ereignisse in Nordkorea erstaunen die ganze Welt. Tanzende Disney-Figuren, flexible Öffnungszeiten für Privatmärkte und schließlich die Absetzung des Armeechefs sind der Grund dafür. Viele sehen darin den Beginn einer "vorsichtigen Öffnung" des Landes, weitere Reformen werden für sehr wahrscheinlich gehalten.
Wiedervereinigung möglich, Finanzierung kein Problem
Die wohl größte Reform wäre eine Wiedervereinigung mit Südkorea. Laut dortigen Medien hat dessen Präsident Lee Myung-bak öffentlich erklärt:
So wie man am Leuchten des Abendhimmels den nahen Sonnenuntergang erkennt, liegt von allen Aspekten her betrachtet eine Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel in greifbarer Nähe. Die Teilung Koreas ist ein Martyrium und eine Tragödie des koreanischen Volkes. Dass eine Wiedervereinigung bisher nicht möglich war, lag an der anderen Seite. Die Finanzierung der Wiedervereinigung wäre für uns kein Problem, doch wichtig ist, dass alle sich daran beteiligen und gemeinsame Bemühungen setzen.
Südkoreanisches Institut errechnete bereits Kosten
Die Euphorie des Präsidenten dürfte jedoch nicht nur den jüngsten Ereignissen im kommunistischen Nachbarland geschuldet sein, sondern auch mit den bevorstehenden Präsidentenwahlen zusammenhängen. Zentrales Thema der Kampagne des eher unbeliebten Amtsinhabers Lee Myung-bak ist die Perspektive einer Vereinigung der beiden koreanischen Staaten. Das staatliche Institut für nationale Einheit berechnete bereits die auf den Süden zukommenden Kosten, die jedoch mit einer Bandbreite von umgerechnet 38 bis 177 Milliarden Euro nur recht vage beziffert werden. Lee zufolge könne die Vereinigung zu jeder Zeit kommen, Südkorea müsse daher darauf vorbereitet sein.
Festigung der Macht von Kim Jong-un
Über Hintergründe der Absetzung von Ri Yong-ho von der nordkoreanischen Militärführung wird ebenfalls noch spekuliert, an die offizielle Begründung will kaum jemand glauben. Vielmehr wird von einem politischen Machtkampf ausgegangen. Indem er sich selbst anschließend zum neuen Armeechef ernannte, habe Kim Jong-un seine Macht gefestigt, glauben Beobachter. Auch von einer "Säuberung" der Parteispitze ist die Rede.