In der roten Reichshälfte scheint alles in der Familie und im engsten Freundeskreis zu bleiben, wenn es um die Besetzung von Funktionen geht. Dies gilt auch im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), ehemals Eigentümer der Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG). Dort sprach der ehemalige Konsum-Chef Hermann Gerharter nach dem Konkurs des roten Handelsriesen um eine Millionengeldspritze vor, die der damalige BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner dem Parteifreund kurzerhand in einem Plastiksackerl im Bar mitgab. Aktuell wird Gerharters Tocher Martina Finanzchefin des ÖGB, den ihr Vater und Elsner seinerzeit durch besagten BAWAG-Kredit geschädigt hatten. Beide wurde deshalb verurteilt.
Gerharters Tochter macht Karriere im System
Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass sowohl der Konsum als auch die ÖGB-Tochter BAWAG einst an der Österreichischen Nationalbank (OeNB) beteiligt waren, dann wundert es nicht, dass Martina Gerharter ihre Karriere dort über viele Jahre betreiben konnte. Die 52-jährige Juristin begann bereits 1985 in der Nationalbank. Dort brachte sie es bis zur roten Betriebsratschefin und verteidigte die Privilegien der Nationalbankbeamten gegen den neuen Eigentümer, das Finanzministerium. Erfolgreich war sie damit auch in eigener Sache, denn Martina Gerharter könnte bereits mit 55 Jahren, also ab 2015 in Pension gehen. Nach ihrer Karriere als oberste Personalvertreterin in der OeNB wechselte Gerharter im November 2011 in die angeschlagene Banknotendruckerei als Generalsekretärin.
Martina Gerharter verbringt Berufsende im ÖGB
Nun wird Martina Gerharter mit 25. Oktober in die Funktion der Finanzchefin des ÖGB berufen. Dort war sie bisher bereits stellvertretende Vorsitzende der Kontrollkommission. Damit hatte sie als quasi stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des ÖGB wesentlichen Anteil an der Finanzverwaltung der Arbeitnehmervertretung. Für die Funktion der Finanzchefin des ÖGB hat sie das Direktorium der OeNB bereits karenziert. Gouverneur der Nationalbank ist wiederum der ehemalige BAWAG-Generaldirektor und SPÖ-Finanzsprecher Ewald Nowotny. Damit schließt sich der Kreis des roten Parteiadels aus ÖGB, Konsum, SPÖ und Nationalbank ein weiteres Mal.
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