Zu einem Desaster für das konservative Lager in Frankreich geriet die Suche nach einem neuen Parteichef der UMP. Mehr als sechs Monate brauchten die zerstrittenen Konservativen, um nach der Wahlniederlage bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Frühjahr 2012 das Erbe des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy zu ordnen. Die Urabstimmung zwischen den Kandidaten Francois Fillon und Jean-Francois Copé mündete in einem offenen Grabenkampf. Von Wahlschwindel und Betrug ist die Rede.
280.000 UMP-Mitglieder wurden zu den Urnen gerufen
Am vergangenen Sonntag wurden 280.000 UMP-Mitglieder zu den Wahlurnen gerufen. In 650 Wahlbüros hatten sie die Möglichkeit, sich zwischen dem ehemaligen Premier Fillon und dem amtierenden UMP-Generalsekretär Copé zu entscheiden. Während Fillon einen liberalen Kurs anstrebt, gilt Copé als Mann des rechten Flügels. Bei der Abstimmung der beiden Lager geht es somit auch um einen Richtungsstreit in Vorbereitung der Präsidentschaftwahlen 2017. Immerhin will man dem sozialistischen Präsidenten Francois Hollande den Präsidentensessel wieder abjagen. Anhänger von Copé befürworten eine Zusammenarbeit mit Marine Le Pen und dem Front National, um strategisch mit der vereinigten Linken gleichziehen zu können. Fillon bevorzugt ein Bündnis mit dem politischen Zentrum.
Gefälschte Stimmzettel und unrichtige Auszählungsergebnisse
Bis um 1.30 Uhr am Montag in der Früh zählte die Wahlkommission die aus den Wahlbüros gemeldeten Ergebnisse aus. Beide Kandidaten erklärten sich zu Siegern der Abstimmung. Der jeweils behauptete Vorsprung beträgt jedoch nur wenige hundert Stimmen. Die Anhänger beider Lager sprechen von gefälschten Stimmzetteln und unrichtigen Auszählungsergebnissen. Sie wollen die Ergebnisse in mehreren Departments anfechten bzw. neu auszählen lassen. Das Ergebnis ist offen.