Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat das Reden nicht verlernt. Spät, aber doch nahm er auch zu den Asylwerbern aus der Votivkirche Stellung und gestand ein – nachdem er die Polizei tagelang im Regen stehen ließ -, von der Camp-Räumung im Vorhinein informiert worden zu sein. Außerdem drehe es ihm den Magen um, weil die Betroffenen politisch missbraucht würden. Von wem, wollte er nicht sagen. Die extremen Linken in Häupls Partei zählen zu den Verdächtigen.
Häupl zeigte sich verärgert darüber, warum gerade in Wien protestiert werde – dem derzeit einzigen Bundesland, welches die Quote zur Versorgung von Asylwerbern erfülle. “Überall dort, wo die Unterbringungsquote nicht erfüllt wird, dort geht man nicht hin. Dort passiert nichts. Dort protestiert man nicht. In dem Bundesland, in der Stadt, wo man zu 140 Prozent diese Quote erfüllt, dort macht man eine Demonstration, dort besetzt man einen Park, dort besetzt man eine Kirche,” wird Häupl in der Tageszeitung Die Presse zitiert. Wenn schon ein Camp, dann hätte man es in der Herrengasse, wo sich das Innenministerium befindet, machen sollen.
Häupl forderte, wie fast alle anderen Regierungspolitiker und Kardinal Christoph Schönborn zuvor auch, eine Beschleunigung bei den Asylverfahren und eine bessere Unterbringung für Asylwerber in Österreich. Auf die wirkliche Forderung der Menschen, die in der Votivkirche protestieren, ging er aber nicht ein. Nämlich ein Bleiberecht für alle zu schaffen. Allerdings merkte Häupl an, dass es den Asylwerbern mit ihrem Protest nicht gelingen würde, eine Änderung des Asylgesetzes durchzusetzen. “Das geht natürlich nicht. Das sage ich auch ganz offen”, so Häupl.