Nach einer weiteren Vergewaltigung einer jungen Frau in einem Bus in Indien zeigen hinduistische Spitzenpolitiker Verständnis für die Übergriffe. Sie werten die abscheulichen Verbrechen als Resultat gesellschaftspolitischer Entwicklungen und einer gelockerten Kleiderkultur junger indischer Frauen. In dieser Tonart äußern sich führende Minister in einzelnen hinduistisch geprägten Bundesstaaten gegenüber Medien. Indessen demonstrieren zehntausende Inder weiterhin gegen die Verharmlosung von Vergewaltigungen. Nach zwei Taten in öffentlichen Bussen wurde nun eine weitere bei einer Zugfahrt begangen.
Provinzminister geben Frauen Schuld an Vergewaltigungen
Eindeutige Schuldzuweisungen in Richtung Frauen kommen von mehreren indische Provinzministern. Babulal Gaur, Minister für Stadtentwicklung im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh sowie der dortige Industrieminister Kailash Vijayvargiya, beide von der hindu-nationalistischen Indischen Volkspartei (BJP) machen Jeans und T-Shirts sowie den Lebenswandel der Frauen für die an ihnen verübte sexuelle Gewalt verantwortlich. Gaur: “Frauen in fremden Ländern tragen Jeans und T-Shirts, tanzen mit Männern und trinken sogar Alkohol, aber das ist ihre Kultur. Sie mag gut für sie sein, aber nicht für Indien, wo nur unsere Traditionen und unsere Kultur akzeptabel sind.” Und Industrieminister Vijayvargiya ergänzt: “Frauen müssten sich zu benehmen wissen. Frauen, die ihre Grenzen überschreiten, müssten dafür einen Preis zahlen.” Die beiden Politiker machen die “Übernahme westlicher Kultur in der indischen Gesellschaft” für eine “Erosion traditionell indischer Werte” verantwortlich.