Wien mag für hochbezahlte Manager wohl die lebenswerteste Stadt der Welt sein, aber der Arbeitsplatz könnte ihnen bald abhanden kommen. Denn ausländische Unternehmen siedeln sich kaum mehr in der Bundeshauptstadt an. Platz für Büros gibt es daher in Hülle und Fülle: Der aktuelle Leerstand, der von Maklern offiziell bekannt gegeben wird, beträgt schon 780.000 Quadratmeter.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht selbst, was los ist auf dem Büromarkt. Überall stehen Megaprojekte für zwei- bis dreistelligen Millionenbeträge, die mit Krediten finanziert werden. Doch keiner will auf seinem fertigen Glaspalast jahrelang sitzen bleiben. Stattdessen wird meistens noch vor der Fertigstellung ein Investor gesucht, der das Objekt kauft, damit der Entwickler das eingesetzte Kapital wieder entnehmen und das nächste Haus bauen kann.
Im Vorjahr keine “Zuzügler” über 1000 Quadratmeter
Dieses System klappte früher, ist heute aber schon längst kein Selbstläufer mehr. Es gibt einfach keine Nachfrage nach Büroflächen mehr. Eine Neuansiedlung von Unternehmen in Österreich gibt es nicht mehr, im Vorjahr gab es keine einzige Bürovermietung über mehr als 1000 Quadratmeter an einen “Zuzügler”, schreibt das Wirtschaftsblatt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Arbeitswelten von morgen sehen weit weniger Büroflächen als heute vor. Und die heutigen Mieter werden über kurz oder lang alle umziehen – in kleinere Räumlichkeiten, schließlich müssen “in Zeiten wie diesen” alle sparen. Experten geben zudem dem Desaster am Wiener Flughafen Mitschuld an der Entwicklung auf dem Immobiliensektor. Kritisiert wird vor allem, dass es immer weniger Direktflüge zu international wichtigen Geschäftsmetropolen gebe.
Der Leerstand droht zu explodieren, für begonnene Projekte könnte es für Jahre bei der Baugrube bleiben. Wenn dazu noch die Kredite der ins Trudeln gekommenen Entwickler “verfaulen”, gibt es die Immobilienblase – nicht auf dem Wohnungs-, aber auf dem Büromarkt.