Österreichs Gesundheitssystem ist mit einer enormen Herausforderung konfrontiert: der Abwanderung von Jungärzten in andere europäische Länder. Nach nun an die Öffentlichkeit gelangten Zahlen arbeiteten 2011 insgesamt 2025 österreichische Ärzte in der Bundesrepublik Deutschland. In der Schweiz waren 408 österreichische Mediziner tätig und in Großbritannien 285. Allein seit 2010 kam es bei den in der BRD tätigen österreichischen Ärzten zu einer Steigerung von rund 8,2 Prozent. FPÖ-Ärztesprecher Andreas Karlsböck konfrontiert nun Gesundheitsminister Alois Stöger mit dieser Abwanderung von hochqualifiziertem österreichischem Gesundheitspersonal.
Problem der Ärzteabwanderung seit Jahren bekannt
Die Ärzteemigration ist den Verantwortlichen in der österreichischen Gesundheitspolitik seit Jahren bekannt. Bereits 2011 beklagte der damalige Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner, die schlechten Rahmenbedingungen für die Ausübung des Ärzteberufs in Österreich. Dorner nannte damals die hohe Arbeitsbelastung, die Dienstzeiten, die Bürokratie, die langen Wartezeiten auf Ausbildungsplätze sowie die fehlende Familienverträglichkeit des Arztberufs als Kernprobleme für die Attraktivität des Berufsbildes in Österreich. Alois Stöger und seine Gesundheitsbürokraten sehen die Problemlage offensichtlich nicht, wie eine frühere Anfragebeantwortung des Gesundheitsministeriums belegt: Stöger meine damals, “ein erheblicher Anteil der Jungärztinnen und -ärzte, die einen Teil ihrer Weiterbildung im Ausland absolvieren [wird] später nach Österreich zurückzukehren. Damit stehen dem österreichischen Gesundheitssystem zusätzliche fertig ausgebildete und entsprechend hoch qualifizierte Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung.”
Karlsböck möchte nun exakte Zahlen des Gesundheitsministeriums über die Ab- und Rückwanderung österreichischer Ärzte erfahren. Gleichzeitig soll der rote Gesundheitsminister auch auf den Tisch legen, welche Strategien das Gesundheitsressort gegen den Massenexodus heimischer Mediziner hat.