“Soziale Sicherheit ist die verlässlichste Grundlage der Demokratie”, sagte der erste Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Johann Böhm. Josef Kandlhofer, heute Geschäftsführer dieses Verbandes, zitiert ihn im Interview mit dem Wochenmagazin Zur Zeit, das diesmal einer essentiellen Frage nachgeht: “Reißt das soziale Netz?”
Immer mehr Jahre in Pension
1955, als man am sogenannten ASVG (Allgemeines Sozialversicherungs-Gesetz) als lex fundamentum des Sozialstaats bastelt, rechnet man damit, dass die Menschen rund zwei Jahre in Pension sein werden und dann durch Tod abgehen. Jetzt zeigen die Sterbetafeln andere Werte, jedermann rechnet mit zwei, drei Jahrzehnten im Ruhestand. Hinzu kommt, dass junge Menschen immer später in den Erwerbsprozess eintreten, die wenigsten mit 15 Jahren, wie das früher nach Abschluss der Pflichtschule üblich war. Für Kandlhofer ist es daher “notwendig, die Jungen schneller und besser auszubilden”. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes lasse ohnehin erwarten, dass künftig ältere Arbeitnehmer länger von den Unternehmern im Beruf gehalten werden, weil zu wenige junge Arbeitskräfte vorhanden sind.
Raschere Harmonisierung von Frauen- und Männer-Pensionsalter
Dennoch gelingt es bis heute nur in Kleinstschritten, das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Frauen genießen dabei einen doppelten Vorteil: Sie dürfen früher in Pension gehen und leben im Schnitt um fünf Jahre länger als Männer. “Eine raschere Harmonisierung ist sicher gerechtfertigt, aber nicht ein generell höheres Antrittsalter bei Frauen als bei Männern”, erteilt Kandlhofer Überlegungen, das Mehr an Lebenserwartung auch in ein Mehr an Arbeitszeit umzuwandeln, eine klare Absage.
Zum Thema “Soziales Netz” findet sich in der aktuellen Zur Zeit auch ein Gastkommentar von Ewald Wetscherek, dem ehemaligen Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt. Weitere
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