Der prominente Zeithistoriker und ehemalige langjährige Sozialdemokrat Arnulf Baring kritisiert im Zusammenhang mit dem aktuellen “Krisenmanagement” der Europäischen Union in Zypern die Währungsunion und die Einführung des Euro scharf. In einem Interview mit der Hauptstadtzeitung Berliner Morgenpost erinnerte Baring, dass er bereits 1997 – und damit fünf Jahr vor der Einführung des Euro – in seinem Buch “Scheitert Deutschland?” vor den kommenden Entwicklungen deutlich gewarnt habe. Für Baring ist die Währungsunion die größte Fehlentscheidung, die Deutschland seit 1945 politisch getroffen hat. Als er seinerzeit seine Thesen vertreten habe, sei er vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl mit einem Bannstrahl belegt worden.
Auch aktuell sieht Baring auf Deutschland schwarze Gewitterwolken zukommen: Die Bundesrepublik sieht er als “Erpressungsopfer” innerhalb der Europäischen Union. Weil Deutschland von den übrigen Euro-Ländern Budgetdisziplin und Reformen fordere, sei es der Buhmann. Man ordne den Deutschen vor allem in den “Südstaaten” die Rolle des Währungspolizisten zu, so würden die Bundesbürger zum “bestgehassten” Volk Europas. Deutschland ist nach der Analyse Barings genauso isoliert wie nach 1918.
Euro-Zone bricht auseinander – Deutschland versagt
Für Baring ist sicher, dass die Euro-Zone auseinander brechen wird. Das sei nur noch eine Zeitfrage. Dass weder Regierung noch Opposition im Deutschen Bundestag dieses Problem erkennten wollen, ist für Baring ein Versagen der politischen Eliten. Die aktuellen politischen Akteure Deutschlands würden dessen Interessen nicht verteidigen. Einziger seriöser Ausweg für Deutschland ist ein Auszug aus der Euro-Zone mit der Begründung, dass die seinerzeit definierten Geschäftsgrundlagen nicht mehr vorhanden seien.