Das krisengeschüttelte Zypern sieht sich im Angesicht der Krise offensichtlich nach Alternativen zur Eurozone und zur Europäischen Union um. Seit einigen Tagen verhandelt Zyperns Finanzminister Michalis Sarris mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow über Unterstützungen durch Moskau. Dass das EU-Rettungspaket noch zu einem erfolgreichen Abschluss kommt, wird von der Regierung in Nikosia offensichtlich bezweifelt.
Zypern möchte verbilligte Kredite aus Moskau
Ursprünglich wollte Zypern frisches Geld aus Moskau, um von den Vorgaben aus Brüssel unabhängig zu sein. Hier deuteten die Russen aber bereits ein “Njet” an. Nun möchte man bessere Kreditkonditionen für einen bereits laufenden Vertrag über einen Gesamtbetrag von 2,5 Milliarden Euro. Nikosias Finanzminister Sarris will erreichen, dass die Laufzeit des Kredits um fünf Jahre verlängert wird und die Zinsen von 4,5 auf 2,5 Prozent reduziert werden.
Moskau möchte enge Kooperation mit Zypern
Den Zyprioten sitzen auch in Moskau harte Verhandler gegenüber. Zum einen hat sich German Gref, einflussreicher Präsident der staatlichen russischen Sberbank, eingeschaltet, zum anderen Sergej Glasew, Wirtschaftsberater des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin. Der Sberbank hatten die Zyprioten den Kauf zyprischer Banken angeboten. Bankenpräsident Gref zeigte aber bisher keinerlei Interesse. Präsidentenberater Glasew wiederum forderte von den Zyprioten im Gegenzug zur russischen Hilfe eine enge Bindung an Russland, so etwa den Beitritt in die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft.
Interessant könnten für die Russen vor allem auch die vor Zypern vermuteten Erdgasvorkommen sein. Charalambos Ellinas, der Chef der Staatlichen zypriotischen Öl- und Gasgesellschaft Kretik, beziffert die Gasvorkommen auf 1,8 Billionen Kubikmeter. Damit könnte Zypern neben der eigenen Nachfrage auch etwa zehn Prozent des westeuropäischen Erdgasbedarfs decken. Dies wäre eine starke Konkurrenz für die russische Gasindustrie.