Die japanische Notenbank Bank of Japan hat den europäischen Anleihenmarkt entdeckt. Die aktuell herrschende Geldschwemme auf dem japanischen Kapitalmarkt sucht ein Ventil und glaubt, dieses in Staatsanleihen europäischer Krisenländer gefunden zu haben. Diese bieten weitaus attraktivere Zinsen als japanische Staats- und Privatanleihen, das damit verbundene Risiko ist aber ebenfalls weit höher. Durch das Umlenken von japanischem Investitionskapital, das eigentlich die dortige Binnenwirtschaft ankurbeln sollte, könnten die Zinsen für europäische Staatsanleihen bei hoher Nachfrage weiter fallen. Das eigentliche Ziel, mit einem erhöhten Geldmarkt die Deflation in Japan zu bekämpfen, wird somit aber nicht erreicht.
Japans Banken und Versicherer wollen in Europa investieren
Zwei der größten japanischen Versicherungen haben nun angekündigt, zusätzliche europäische Anleihen anzukaufen und im Gegenzug das Investment auf dem inländischen Anleihenmarkt zu verkleinern. Aktuell bieten Staatsanleihen aus den Krisenländern Spanien, Portugal oder Frankreich deutlich höhere Erträge als japanische Papiere. Der französische Bankmanager Demetrio Salorio von der Pariser Société Générale bestätigte gegenüber Medienvertretern einen “großen Investitionszufluss” aus Japan seit Anfang April.
Die Zinsen für französische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sind in den letzten drei Wochen auf 1,71 Prozent gefallen. Dies ist angesichts des wachsenden Risikos ein sehr niedriger Stand, dürfte aber durch den Kapitalzufluss aus Ostasien hervorgerufen worden sein. Für die Eurozone bleibt bei diesem forcierten Kapitalzustrom allerdings die Tatsache, dass die Europäer nun auch eine steigende Verantwortung für japanisches Kapital tragen. Bei einem teilweisen Schuldenschnitt in Euro-Staaten mit hohem japanischem Engagement könnte dies für neue Turbulenzen auf den Finanzmärkten sorgen.