Mit dem Beitritt Kroatiens in die Europäische Union kommt ein neues Problemmitglied in die EU. Mit rund 4,4 Millionen Einwohnern fällt das Land statistisch zwar auf den ersten Blick nicht ins Gewicht – es könnte allerdings durch Strukturprobleme zu einem zusätzlichen “kranken Staat” auf dem Balkan werden und damit das Kleeblatt aus Griechenland, Slowenien, Bulgarien und Rumänien ergänzen. Nicht weniger als 11,7 Milliarden Euro an Subventionen aus Brüssel sollen in den nächsten sechs Jahren in die Wirtschaft Kroatiens gepumpt werden. Dies entspricht rund 25 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Gleichzeitig ist kaum mit Reformen zu rechnen.
Zu starre Strukturen ervhindern Reformen
Zu starr sind immer noch die postkommunistischen Strukturen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, obwohl die Tito-Ära und Ex-Jugoslawien schon lange zurückliegen. Ähnlich wie in Slowenien, das bereits sechs Jahre in der EU ist, rechnen Experten auch in Kroatien mit einer langen Übergangsphase, bis man tatsächlich europäische Standards erreichen wird. Vor allem Korruption und Vetternwirtschaft könnten hier ein Bremsklotz sein.
Finanz- und Tourismuswirtschaft machen abhängig
Strukturell machen Wirtschaftsanalysten eine starke Abhängigkeit der kroatischen Wirtschaft vom Finanz- und Tourismussektor aus. Dazu kommt eine generelle starke Verflechtung mit der ebenfalls krisengeschüttelten italienischen Volkswirtschaft. So hängen rund 28 Prozent der Wirtschaftsleistung direkt vom Tourismus ab. Dazu kommt ein maroder Finanzsektor, der ebenfalls an der Entwicklung Italiens partizipiert. Die seit 2008 herrschende Finanzkrise hat hier erheblich zu einer Dämpfung der Zukunftsperspektiven beigetragen. Gleichzeitig fürchtet die schwache kroatische Industrie die EU-Konkurrenz – viele Betriebe überlegen, in den kroatischen Teil Bosniens abzuwandern.