Die Zeitung Agos, die einst vom später ermordeten armenischen Journalisten Hrant Dink geführt wurde, deckte nun eine Praxis in der Türkei auf, die bereits seit 90 Jahren bestehen soll. Demnach werden jene Staatsbürger, die einer nicht-muslimischen Minderheit angehören, mit einem Code versehen: Die Zahl 1 steht für Griechen, die 2 für Armenier und 3 für Juden.
Die so in den Einwohnermeldeämtern Gebrandmarkten stuft der türkische Staat als Minderheiten ein. In der Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden finden diese Codes dann Verwendung. Jeder weiß sofort, ob es sich bei der Person um einen Griechen, Armenier oder Juden handelt. Diese Minderheiten seien in der Türkei im Alltag sowie seitens der Behörden noch immer Diskriminierungen ausgesetzt, schreibt die Tageszeitung Die Presse.
Code-System als rassistisch eingestuft
Ans Tageslicht gekommen sei das von Kritikern als rassistisch eingestufte Code-System, als eine Familie ihr Kind in einem armenischen Kindergarten anmelden wollte, berichtet Die Presse weiter. Die Mutter des Kindes, eine Armenierin, sei bei ihrer Geburt als Muslimin registriert worden, aber später offiziell zum armenischen Glauben ihrer Familie übergetreten. Dies habe die Behörden offenbar verwirrt, und im Zuge des Behörden-Verkehrs sei offensichtlich geworden, dass die Minderheiten mit Zahlen-Codes versehen werden.