Eben erst brachte der autokratische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit Hilfe seines Justizapparates im sogenannten Ergenekon-Prozess einen Großteil der ehemaligen Militärführung für viele Jahre hinter Gitter. Mit der Verurteilung führender Offiziere hat der türkische Ministerpräsident die stärkste Opposition gegen seinen islamistischen Kurs ausgeschaltet. Gleichzeitig gehen die Sicherheitskräfte mit Wissen und Willen des Regierungschefs in Ankara weiter mit äußerster Härte gegen Oppositionelle vor, wie etwa die Causa Gezi-Park in Istanbul zeigt.
Nun widmet sich Erdogan einem weiteren Eckpfeiler seiner Hegemonialinteressen, der Bevölkerungspolitik. Bei einer Feier zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan forderte der Ministerpräsident die türkischen Frauen auf, mindestens drei Kinder zu gebären.
Türkinnen müssen Nation durch viele Kinder unterstützen
Erdogan betonte, die Aufforderung an die türkischen Frauen, viele Kinder zu bekommen, sei sein Recht und seine Pflicht als Regierungschef der türkischen Nation. Gleichzeitig arbeitet die türkische Regierung mit Hochdruck an einer Verschärfung des geltenden Abtreibungsrechts, um auch so die Geburtenrate anzukurbeln. Dass Erdogan gerade jetzt mehr Kinder fordert, hängt aber weniger mit den demographischen Realitäten als mit dem umfassenden Politikanspruch Erdogans zusammen. In den Jahren seiner Regentschaft seit 2003 ist die Bevölkerung in der Türkei nämlich um rund neun Millionen Menschen gewachsen. Dazu kommen die zahlreichen Auslandstürken, die etwa in Deutschland und Österreich leben und ebenfalls viele Kinder haben.