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20. Oktober 2013 / 10:00 Uhr

“Ein Taxi zum Flughafen, bitte!” – Seltsame Tarifgestaltung in Wien

Ein Tourist landet am Flughafen einer Großstadt und fährt mit dem Taxi ins Zentrum. Ein Stadtbewohner steigt am Standplatz in ein Taxi, um zum Flughafen zu gelangen. Ein anderer ruft den Taxifunk und deklariert den Flughafen als sein Fahrziel. Drei verschiedene Vorgänge, die täglich hunderte Male in allen Hauptstädten dieser Welt vorkommen und eigentlich nicht weiter erwähnenswert wären. Nur in Wien sollte man bei der Alltäglichkeit des Taxifahrens ein wenig aufmerksamer sein.

Verschiedene Tarife

Die verschiedenen Möglichkeiten, ins Taxi zu steigen oder eines zu rufen, verbergen die Überraschung teilweise großer Preisdifferenzen aufgrund der verschiedenen Tarife. 

Steigt man am Flughafen ins Taxi, gelten die Fahrpreise des Tarifgebiets Schwechat. Diese sind deutlich höher als die Wiener Preise. Fährt man von Wien zum Flughafen, gilt der Wiener Tarif, welcher als Fahrpreis den Preis laut Taxameter plus 13 Euro für die Rückfahrt ins Tarifgebiet Wien vorsieht. Der Grund dafür ist, dass ein Wiener Taxi nur in Wien Fahrgäste aufnehmen darf (ausgenommen bei Vorbestellungen), und daher die Rückfahrt nach Wien pauschal verrechnet wird. Ebenso darf der Schwechater Taxilenker in Wien keine Fahrgäste einsteigen lassen. Beide fahren also leer in ihr Heimatgebiet zurück. 

Weiters gibt es noch die Möglichkeit, bei einer der beiden Funkzentralen ein Taxi zum Fixpreis von 36 Euro für die Fahrt von Wien zum Flughafen zu bestellen. Ebenso kann man sich zum selben Fixpreis auch vom Flughafen abholen lassen. Theoretisch könnte man auch am Flughafen ein Taxi aus Wien bestellen, ohne den Fixpreis zu verlangen. In diesem Falle würde die Fahrt 13 Euro für die Anfahrt plus die Gebühren laut Taxameter betragen.

Verwirrung der Fahrgäste

Nicht alle Wiener durchschauen diesen Tarifdschungel, und für Touristen ist es absolut unverständlich, warum für ein und dieselbe Dienstleistung verschiedene Preise bezahlt werden müssen. Die Folge erklärt der Wiener Taxiunternehmer Gerhard B. so: “Wir müssen den Fahrgästen jedes Mal erklären, wie sich der Fahrpreis für diese spezielle Fahrt errechnet. Sehr oft stoßen wir auf Unverständnis, wenn wir die 13 Euro für die Rückfahrt verlangen. Ortsunkundige und Touristen vermuten sehr oft, betrogen zu werden, vor allem dann, wenn sie dieselbe Strecke schon zu anderen Preisen gefahren sind.” 

Man kann sich leicht ausmalen, was in den Köpfen der Besucher Wiens vorgeht. Wenn viele glauben, dass man hier betrogen wird, darf man sich nicht wundern. Die Eindrücke, die einige Gäste von unserer Hauptstadt gewinnen, werden so leider unnötig getrübt.

Einfache Lösung

Obwohl das Problem seit Jahrzehnten für Diskussionen sorgt, fehlt bis heute eine Lösung. Wenn eine Hauptstadt und ihr Flughafen zwei verschiedene Tarifgebiete haben, sollte es doch naheliegend sein, beide Gebiete zu verschmelzen. Das Resultat wäre ein einziger Tarif für alle Fahrten zu und vom Flughafen. Allerdings verteidigen die Taxiunternehmer in Schwechat vehement ihr Tarifgebiet, und auch die Wiener Taxiinnung bleibt seit langer Zeit eine Lösung schuldig. 

Der rote Wiener Landeshauptmann und sein schwarzer Kollege aus Niederösterreich, denen ein gutes Verhältnis zueinander nachgesagt wird, sind offensichtlich mit der Konstruktion einer neuen rot-schwarzen Koalition beschäftigt und haben daher Wichtigeres zu tun. Eigentlich schade, denn dieses, die Bundeländergrenzen übergreifende Problem wäre mit ein wenig gutem Willen schnell gelöst. Die Grüne Verkehrsstadträtin ist leider auch nicht an den Abgasen der leer von Schwechat nach Wien (und umgekehrt) fahrenden Taxis interessiert. Völlig überflüssige CO2-Emmissionen und der Feinstaub sind hier offensichtlich kein Thema. Warum auch, wenn man seine Zeit mit lustigen Einfällen für die MaHü verbringen kann?

Schwechat ist übrigens auch über die Wiener Telefonvorwahl 01 erreichbar, und Autobusse der Wiener Linien fahren ebenfalls Schwechat an. In anderen Bereichen hat man augenscheinlich vernünftige Lösungen gefunden.

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