Erste Prognosen nach der Präsidentenwahl in der Türkei deuten darauf hin, dass der bisherige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan das Rennen schon im ersten Wahlgang gemacht hat. Erdogan soll deutlich über 50 Prozent der Stimmen bekommen haben, türkische Medien geben seinen Wert mit 56,4 Prozent an. An einem Sieg Erdogans war schon im Vorfeld nicht gezweifelt worden, spannend war lediglich die Frage, ob er sich einer Stichwahl stellen müsse.
Der Beliebtheit des Chefs der islamisch-konservativen AKP hatten auch mehrere Skandale in der jüngeren Vergangenheit nicht anhaben können. Ende 2013 waren massive Korruptionsvorwürfe gegen Minister der Regierung Erdogan laut geworden, zwei mussten zurücktreten. Aus dieser Zeit datiert auch ein abgehörtes Telefonat zwischen Erdogan und seinem Sohn, in dem sich die beiden über das Verschieben von rund 30 Millionen Euro aus dunklen Quellen unterhalten haben sollen.
Mit autokratische Methoden gegen Justiz und Medien
Eventuellen Ermittlungen gegen seine Person baute Erdogan vor, indem er den Justizapparat komplett umkrempelte bis hin zur Absetzung sämtlicher oberster Staatsanwälte. Kritik unterdrückte er durch Zensur und ließ sogar den Kurznachrichtendienst Twitter sperren. Diese Maßnahmen ließen seinen Ruf zwar im Westen massiv leiden, bei den Türken blieb der Regierungschef ungebrochen beliebt.
Erstmals waren bei dieser Präsidentenwahl auch Auslandstürken wahlberechtigt, die Erdogan mit einer eigenen Tour durch Europa umgarnte. Auch Wien war Schauplatz eines seiner umstrittenen Auftritte, bei dem er seine Anhänger als Enkel Kara Mustafas bezeichnete, des Oberbefehlshabers der Osmanen bei der Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1683.
Präsident soll mehr Macht erhalten
Erdogan folgt Abdullah Gül als Präsident. Das Amt will er allerdings mit wesentlich größerer Macht ausstatten. Als Vorbilder dafür dienen ihm unter anderen Barack Obama in den USA oder Russlands Wladimir Putin.
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