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30. August 2015 / 07:37 Uhr

Honda Fireblade: Auf zwei Rädern mit 181 PS

Nähert man sich ihr von vorne, wirkt sie fast unscheinbar. Das ändert sich rasch, sobald man den mächtigen Tank und den darunter liegenden Vierzylinder-Motor samt Verbau sieht. Hondas schnellstes Radel, die bullige, kurze CBR1000RR „Fireblade“, auch Blade genannt, war 2004 der erste Supersportler seiner Art, wurde seither ständig weiterentwickelt und lehrt die Renn-Konkurrenz nach wie vor regelmäßig das Fürchten. Aber wie verhält sich so ein Gerät im Alltagsbetrieb, für den sie zwar nicht gemacht, aber sehr wohl verkauft wird?

Wer mit dem Kreuz zu tun hat, sollte gar nicht erst aufsteigen. Relativ hoher Sitz und niedrige Stummel-Lenker sorgen für eine ziemlich vorgebeugte Sitzposition. Hoch liegende Fußraster engen den Sitz-Platz zusätzlich ein. Aber was tut man nicht alles für ein flottes Erscheinungsbild.

Wer nicht aufpasst, dreht durch

Ein Druck auf den Starter und – zunächst nicht viel. Ein eher heiseres Säuseln am Standgas passt nicht ganz zum wilden Äußeren und dem noch wilderen Innenleben mit immerhin 181 PS – auf nur rund 200 Kilo Gewicht. Die Kupplung zieht sich relativ schwer, dann geht es vorsichtig los. Ja, die Urkraft der Maschine merkt man gleich. Vorsicht ist vor allem bei kalten Reifen geboten, denn die drehen beim forschen Wegfahren schneller durch, als man glaubt, ganz ohne Schotter.

Hat man einmal abgehoben und es sich auf der Straße bequem gemacht, gleich die nächste Barriere: Kaum ist die Erste ein bissl auf Touren gekommen, ist man schon zu schnell für allfällige Radarkontrollen unterwegs. Dabei dreht die Blade auf gut 13.000 Touren hoch – damit bin ich im ersten Gang selbst für die Autobahn schon zu schnell. Und sechs Gänge hat das Ding!

Überholen mit "Roarrr"-Effekt

Um das Wegfahren weniger gefährlich zu machen, findet sich rasch eine Lösung: mit der Zweiten (weg)fahren. Die hat noch Biss genug, dosiert ihre Urkraft aber kontrollierter am Hinterreifen. Immer wieder faszinierend ist das Überholen: Zurück auf die Erste und Roarrr! Jetzt klingt der Auspuff endlich, wie er soll. In wenigen Sekunden ist das Auto, das gerade noch vor mir herumgenudelt hat, nur noch schwach im Rückspiegel zu erkennen. Und der Lenker ist blass ob des auf dem Hinterrad vorbeidröhnenden Ungetüms. Ja, dafür ist sie gebaut, die flotte Blade, da ist sie in ihrem Element. Und man vergisst für einige Zeit, wie unbequem man eigentlich sitzt, so lange das Adrenalin ins Blut schießt.

Kommt man in städtische Gefilde, spürt man rasch, wie heiß die Maschine wird, vor allem rechts, wo der Auspuff verläuft. Speziell an Sommertagen wie heuer mutet diese Hitze fast wie ein Verstoß gegen das Grillverbot an. Einzige Lösung: schnell wieder schneller fahren.

Spartanisch, aber "ungebremst"

Auf technischen Schnickschnack wie „Fahr Modi“ – bei der Konkurrenz längst unverzichtbar – verzichtet man bei Honda nach wie vor. „Gute Piloten wissen eine gleichmäßige und ungebremste Motorleistung zu schätzen“, heißt es selbstbewusst aus den Honda-Werkstätten. Selbst die digitalen Armaturen sind spartanisch und (zu) schnörkellos, zeigen aber alle nötigen Parameter an. Lediglich der oben quer verlaufende Tourenzähler ist nicht immer leicht ablesbar.

Das leichte Zittern beim Loslassen des Kupplungsgriffes ist übrigens keine Abnutzungserscheinung, sondern das „Anti Hopping System“, eine Art Traktionskontrolle, bei der das „Stempeln“ des Hinterrades beim Hinunterschalten bzw. Anbremsen vermieden wird. Die Ruhe am Lenker verdankt die Blade dem Lenkungsdämpfer. Apropos Bremsen: Die ABS-verstärkten Doppel-Scheiben vorne bringen das Radel unerwartet rasch und punktgenau zum Stehen. Man muss sich im Bedarfsfall halt draufdrücken trauen.

Heuer erstmals zwei Versionen

Honda bietet übrigens seit heuer neben dem beschriebenen Modell auch noch eine SP-Version „für Enthusiasten und aktive Rennfahrer“ an – allerdings mit 3.400 € Aufpreis.

Fazit: Die Fireblade ist ein optisch wie motorisch eindrucksvolles Geschoss, das sich in seiner spartanischen Ausstattung auf eines beschränkt – optimale Kraftentfaltung. Längere Reisen bedürfen einer gewissen Kondition, sonst schmerzen Handgelenke und Rücken bald. Von Beifahrern wird eher abgeraten – der Sozius umfasst etwa die Fläche eines A4-Blattes.

Honda CBR1000RR „Fireblade“ – Technische Daten:

Motor: Vierzylinder-Reihe Viertakt

Hubraum: 999,8 ccm

Leistung: 181 PS

Gewicht (fahrfertig): 211 Kilo

Antrieb: Kette

Sitzhöhe: 820 mm

Tankinhalt: 17,5 Liter

Preis (inkl. aller Steuern): 18.290 €

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