Wien hat einen neuen Bauskandal. Das Krankenhaus Nord in der Brünner Straße im 21. Bezirk wird sage und schreibe 140 Millionen Euro mehr kosten als geplant. Mit Mehrkosten von mehr als zehn Prozent kommt das Riesenprojekt nun auf 1,094 Milliarden Euro. Nach aktuellem Stand wohlgemerkt.
Auch Fertigstellung verzögert sich
Durch die Fehler der Statikfirma und die Pleite der Fassadenfirma sind enorme Folgekosten entstanden, die erst jetzt sichtbar sind, sagt Thomas Balazs, stellvertretender Generaldirektor des Wiener KAV gegenüber ORF.at : "Wir werden diese Kosten versuchen, über diverse Möglichkeiten, die wir haben, zu regressieren, und versuchen, die Hälfte dieser Mehrkosten einzusparen." Doch bis alle Regressforderungen durch sind, werden vermutlich noch Jahre vergehen. Wegen der Schwierigkeiten in der Vergangenheit werde sich auch die Fertigstellung des Krankhaus Nord um eine halbes Jahr verzögern. Angepeiltes Bauende ist jetzt Dezember 2017.
Fehlplanung und Misswirtschaft
Das Millionendesaster wurde von den zuständigen Stadtpolitikern bis dato immer abgestritten oder heruntergespielt. Jetzt ist aber klar, dass wieder einmal die Steuerzahler für die Fehler der Verantwortlichen büßen und ihren finanziellen Beitrag für das Debakel leisten müssen.
Fehlplanungen, Misswirtschaft, Kostenexplosionen. Warum hört man immer wieder von den gleichen Entwicklungen, wenn die öffentliche Hand Projekte finanziert? Schon vor fünfzehn Jahren wunderte sich ein ÖVP-Bezirksrat in Wien-Donaustadt, warum eine WC-Anlage in einer Pflichtschule genauso viel kostet wie ein Einfamilienhaus. Das hat sich bis heute nicht geändert. Sobald die öffentliche Hand (Staat oder Gemeinde) als Bauträger aufscheint, explodieren die Preise ins Uferlose.
Handfeste politische Skandale
Der gelernte Wiener ist wenig überrascht, reiht sich das Spitalsprojekt in der Brünner Straße doch wie ein Glied in die Kette von städtischen Bauprojekten mit massiven Kostenexzessen. So hat man sich schon beim Hauptbahnhof Wien verschätzt. Der Umbau des Südbahnhofs zum Hauptbahnhof kostete statt ursprünglich 420 Millionen plötzlich eine Milliarde Euro. Grob verrechnet haben sich auch die Wiener Linien: Die Sanierung der U6-Station Josefstädter Straße wurde ursprünglich mit drei Millionen Euro beziffert. Ein Jahr später lagen die Kosten schon bei zehn Millionen – dem dreifachen Preis.