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13. Feber 2016 / 09:27 Uhr

Rattenkinder – Ein Ausflug zu den Abgründen menschlicher Triebe

Der Linzer Chefinspektor Tony Braun wird in die Psychiatrie gerufen: In der geschlossenen Abteilung verlangt ein Patient, der seit seinem Auftauchen vor einem Jahr kein Wort gesprochen hat, nach ihm. Er erinnert sich nur an seinen vermeintlichen Namen – Viktor Maly. Und er gibt Braun einen blutverschmierten Zettel mit Zahlenreihen.

Erschreckender Fund am Donauufer

Es dauert nicht lange, bis Brauns „Kollege“ Jan Faber, ein ehemaliger Häftling mit genialem Hang zum Internet-Hacken,  der nun fallweise für die Polizei arbeitet, die Zahlen als Koordinaten entziffert. Diese führen zu einer Parkbank am Linzer Donauufer, auf der eine Mutter samt plärrendem Baby mit Kinderwagen kauert. Braun will fragen, warum sie sich nicht um ihr Kind kümmert, doch die Mutter rührt sich nicht – sie ist tot, erdrosselt mit einer Garotte, die ihr fast den Kopf abgetrennt hat. Auf der Bank neben ihr findet man einen blankpolierten, weißen Rattenschädel.

Als Braun kurz darauf aus dem Labor erfährt, dass das Blut auf Malys Zettel von der Ermordeten stammt, gerät seine kriminaltechnische Logik zunehmend in Bedrängnis: Wie kam das Blut in die geschlossene Psychiatrie und auf einen Zettel, den ihm ein Mann in die Hand drückte, der nicht weiß, wer er ist und der diese Einrichtung ein Jahr lang nachweislich nicht verlassen hat?

Zieht ein mächtiger Geheimbund die Fäden?

Der Versuch, dieses Rätsel zu lösen, führt Braun, Jan und die junge Kollegin Franka Morgen in ein immer düsterer anmutendes Labyrinth aus Mord, Erpressung, krankhaften Trieben und brutalen Geschäften rund um eine geheimnisvolle Organisation aus scheinbar allmächtigen Entscheidungsträgern der Republik.

Die Recherchen von Brauns Team führen bis in die östlichsten Winkel Tschechiens, nach Sputnix III. vulgo Dogcity, einer trostlosen Roma-Siedlung in und um zwei nie fertiggestellte Hochhaus-Rohbauten, wo Prostitution und der Handel mit Kindern zum Alltag gehören. Hier, wo noch alter Aberglaube regiert, gelten weiße, blankpolierte Rattenschädel als Zeichen des übermächtigen Bösen, wenn sie etwa dort auftauchen, wo gerade wieder ein Baby verschwunden ist. Die korrupte Polizei macht einen großen Bogen um Dogcity und überlässt die mehr als 10.000 Einwohner habgierigen, brutalen Geschäftemachern.

Kinderhandel im Roma-Slum "Dogcity"

Immer rätselhaftere Erkenntnisse bringen Viktor Maly, Franka Morgen und eine angesehene Kinderadoptions-Agentur in Verbindung mit dem Roma-Slum. Schließlich gerät sogar die ärztliche Leiterin der geschlossenen Abteilung, die aparte Psychiaterin Karen Jansen, die Braun schöne Augen macht, in Verdacht, der mörderischen Organisation anzugehören.

Völlig aus den Fugen geraten die Ermittlungen, als Braun entdeckt, dass am alten Zigeuner-Friedhof bei Dogcity ein Grabstein den Namen Viktor Maly trägt und eine junge, illegal nach Österreich eingereiste Roma behauptet, die Schwester Franka Morgens zu sein. Zu allem Überfluss bremst auch noch der Staatsanwalt die Ermittlungen und versucht, Franka in eine ganz gewisse Richtung zu manipulieren.

Blick in die Abgründe menschlicher Triebe

Wen all diese Grauslichkeiten nicht stören, der findet in B.C. Schillers Print-Erstling einen vielschichtigen, gut aufgebauten und spannenden Psycho-Thriller, der die schlimmsten Abgründe menschlicher Seelen offenbart. Viele Vorgänge erinnern erschreckend authentisch an tatsächliche Ereignisse und Personen aus der Prozess-, Kriminal- oder Sozial-Berichterstattung.

Das österreichische Autoren-Duo (und Ehepaar) Barbara und Christian Schiller erreichte schon mit seinen bisher ausschließlich als E-Books erschienenen Thrillern ein Millionenpublikum. Rattenkinder ist ihr erstes gedrucktes Werk und gleichzeitig der sechste Fall für Tony Braun & Co.

Oberösterreicher mit "Piefke"-Idiom

Irritierend in dem fast 450 Seiten starken Buch wirkt für den österreichischen Leser lediglich die immer wieder ins "Piefkinesische" abgleitende Sprache, wenn etwa Buben zu Jungen werden oder der Häfen zum Knast. Statt mit Bausteinen spielen die Kinder mit Bauklötzen, die Theke im Lokal wird zum Tresen, die Dinge fallen nicht hin- oder herunter sondern nur noch runter – und Beweise landen in einer Tüte statt im Sackerl.

Das potentielle Argument, man müsse sich nach dem größeren, bundesdeutschen Markt richten, zieht nicht wirklich: Gerade die Deutschen schätzen die Dialekte von uns Ösis – und gerade in Oberösterreich und Wien, wo ein Großteil der Handlung spielt, gibt es davon reichlich.

B.C. Schiller: Rattenkinder.
Das Buch kann zum Preis von € 8,99 über buecherquelle.at bezogen werden.

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