Seit den massenhaften Übergriffen auf Frauen zu Silvester 2015 formierten sich gerade in Deutschland zahlreiche Bürgerwehren und es gab auch Aufrufe zur Selbstjustiz. Angesichts des Versagens der Behörden und der Untätigkeit der Politik ist das Vertrauen in den Staat verständlicherweise stark gesunken oder gänzlich verschwunden. Nun warnt der deutsche Polizeigewerkschaftspräsident Rainer Wendt vor Selbstjustiz.
Stimmung in Bevölkerung am Kippen
"Die Stimmung ist explosiv", so Wendt. Die Hemmschwelle bei neuen Sex-Attacken würde in der Bevölkerung rapide sinken. Es sei nicht auszuschließen, dass "die Bereitschaft zu einer gewalttätigen Reaktion größer sei als normalerweise". Daher warnt der Gewerkschafter nun vor einer ausufernden Selbstjustiz. Die zunehmende Zahl von Bürgerwehren oder auch Privatpersonen, die Kopfgelder ausloben und Fahndungsaufrufe veröffentlichen, bereitet dem Polizisten Kopfzerbrechen.
Die Sicherheitsbehörden seien jedoch darauf vorbereitet. Jeder, der das Recht in die eigene Hand nimmt, müsse mit einer Strafverfolgung rechnen. Die Polizei sei gerade für die "richtige Einschätzung einer Gefahrensituation" unerlässlich.
Polizei hat Lage "im Griff"
Zivilcourage sei durchaus in Ordnung, jedoch dürfe sich kein Bürger die Rechte des Staates anmaßen, so Wendt weiter. Er selbst glaube, die Polizei sei diesen Silvester so gut aufgestellt, dass es zu keinen Selbstjustiz-Aktionen kommen muss. In Köln etwa sollen mehr Polizeipräsenz und eine ausgedehnte Kameraüberwachung das Sicherheitsgefühl erhöhen.
Laut Wendt greift die Polizei so schnell ein, "dass es idealerweise gar nicht erst zu einer Straftat kommt". Die Opfer der vergangenen Silvesternacht dürften diesen Worten allerdings wenig Glauben schenken.