Ein Medienverkauf der Sonderklasse hat still und heimlich hinter den Kulissen stattgefunden. Der ägyptische Oligarch Naguib Sawiris hat sich 53 Prozent des TV-Senders Euronews gekauft. Euronews mit Sitz in Lyon/Frankreich gehörte bisher einem Konsortium aus den Reihen der Europäischen Rundfunkunion, d.h. den öffentlich-rechtlichen Sendern der EU und europäischer Drittstaaten. Nicht beteiligt sind bisher aber etwa der ARD, der ZDF oder der ORF, die gemeinsam mit der schweizerischen SRG etwa den Gemeinschaftssender 3sat betreiben.
Ein Vertrag zwischen der EU-Kommission in Brüssel und Euronews sieht die Ausstrahlung EU-relevanter Beiträge von Ereignissen in den Mitgliedstaaten und EU-Beitrittskandidaten sowie in einigen Drittstaaten vor. Dies lässt sich die Europäische Union einiges kosten: So hat Euronews in den letzten vier Jahren allein 110 Millionen Euro durch die europäischen Steuerzahler erhalten. Die Europäische Kommission zahlt Euronews nämlich seit 2011 rund ein Drittel des jährlichen Budgets, d.h. rund 25 von 72 Millionen Euro.
Sawiris ist einflussreicher Medien- und Telekom-Mogul
Für den Medien-Mogul Sawiris ist der Euronews-Kauf jedenfalls ein Geschäft, denn die 53 Prozent Anteile haben ihn lächerliche 35 Millionen Euro gekostet. Durch die Änderung der Mehrheitsverhältnisse könnte sich auch die Ausrichtung des Senders grundlegend ändern.
Sawiris gilt als einer der zehn reichsten Bürger Afrikas und beherrscht von Kairo aus gemeinsam mit seinem Familien-Clan vor allem Telekom-, Mobilfunk- und Kabelfernsehunternehmen in Nordafrika, Südasien und dem Nahen Osten. Gleichzeitig betreibt seine Firma Orascom Mobilfunknetze in Ägypten, im Irak und in Nordkorea mit zusammen rund 120 Millionen Kunden.