Eine schwere Niederlage musste der linke italienische Ministerpräsident Matteo Renzi bei den Bürgermeisterwahlen in Venedig einstecken. Die Sozialdemokraten unter Renzi hatten den ehemaligen Staatsanwalt und Senator Felice Casson ins Rennen geschickt. Dieser sollte die oberitalienische Lagunenstadt halten, in der die Roten seit 23 Jahren regieren. Doch Casson erreichte in der Stichwahl nur 46 Prozent. Das Rennen machte der von Silvio Berlusconi und seiner Forza Italia unterstützte Luigi Brugnaro. Brugnaro, ehemaliger Präsident der venetianischen Unternehmerverbandes, konnte sich mit 54 Prozent klar durchsetzen. Für den rechten Bürgermeisterkandidaten hatten sich im zweiten Wahlgang auch die Anhänger der Lega Nord ausgesprochen.
Im Zentrum von Brugnaros Wahlkampf standen die triste italienische Wirtschaftslage und die explodierenden Asylantenzahlen, die auch nach Oberitalien überschwappen. Das führte dazu, dass neben Venedig auch eine ganze Reihe anderer Städte von links nach rechts wechselten.
Venedig würde am liebsten eigenständig sein
Wie wenig die Venezianer von der linken Zentralregierung in Rom halten, bewiesen sie bereits im Frühjahr 2014. Damals sprachen sich knapp 90 Prozent der Teilnehmer einer Online-Petition für den Austritt aus dem italienischen Staatsverband und ein unabhängiges Venedig aus. Die Bevölkerung votierte damals für eine unabhängige Republik Venedig, der neben dem Umland auch die bedeutenden Handels- und Industriestädte Treviso, Vicenza und Verona angehören sollten.