Russische Medien haben intensiv über die Vorwürfe einer 13-jährigen Deutsch-Russin in Berlin berichtet. Sie sei, sagt ihre Verwandten, von arabisch aussehenden Tätern entführt, 30 Stunden lang gefangen gehalten und mehrfach vergewaltigt worden. Die Berliner Polizei habe sie jedoch nicht ernst genommen, ihr Lüge vorgeworfen und vertusche die mutmaßliche Tat. Unzensuriert.at hat ausführlich über den Medienkrieg zwischen Berlin und Moskau zu diesem Fall berichtet.
Anwalt zeigt Reporter wegen Volksverhetzung an
Ein deutscher Rechtsanwalt sah sich sogar bemüßigt, einen russischen Reporter, der für seinen Sender über das angebliche Verbrechen berichtete, wegen „Volksverhetzung“ anzuzeigen. Der Anzeiger heißt Martin Luithle, ist Rechtsanwalt im weit von Berlin entfernten Konstanz am Bodensee und trat dort 2012 – mit 1,9 Prozent der Stimmen ziemlich erfolglos – zur Oberbürgermeisterwahl an.
Russische Botschaft sieht Verstoß gegen Völkerrecht
Darauf nimmt auch der Sprecher der rusisschen Botschaft, Sergej Beljajew, Bezug. Luithles Anzeige ähnele einem „Versuch eines politischen Versagers, mit der billigen PR-Aktion wieder auf sich aufmerksam zu machen“, so Beljajew gegenüber der russischen Nachrichtenseite Sputniknews. Damit will es der Diplomat jedoch nicht bewenden lassen, denn das Vorgehen des Anwalts gefährde die Pressefreiheit und damit einen der Leitsätze des Völkerrechts. Luithles Anzeige sei daher der Versuch, „die deutschen Behörden dazu zu provozieren, die Tätigkeit des Journalisten einzuschränken. Das ist nicht annehmbar.“
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen sexuellen Kindesmissbrauchs
Indessen hat die Berliner Staatsanwaltschaft nun doch Ermittlungen in dem Fall aufgenommen, allerdings nicht wegen Vergewaltigung, sondern wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes. "Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es zu einvernehmlichen Sexualkontakten gekommen ist", sagte Staatsanwalt Martin Steltner gegenüber Sputniknews. Laut dem Anwalt des Mädchens, Alexej Dankwarth, sei jedoch Gewalt im Spiel gewesen. Außerdem sei es nicht angemessen, in einem Fall von Kindesmissbrauch von Einvernehmlichkeit zu reden.
Tatverdächtige kamen mit dem Auto
Die Staatsanwaltschaft hat offenbar auch Tatverdächtige im Auge. Der Rechtsvertreter des Mädchens kann dazu keine Angaben machen. Trotz des „arabischen bzw. nordafikanischen Äußeren“ der angeblichen Entführer glaubt er nicht, dass es sich um Asylwerber gehandelt haben könnte. Für ihn ist es unwahrscheinlich, dass neu ankommende Flüchtlinge bereits nach wenigen Wochen oder Monaten in Deutschland schon ein Auto anmeldeten. In ein solches war das Opfer nämlich laut ihren Angaben gelockt worden.