Die bevorstehende Wahl zum Vorsitz der IGGiÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) Ende Juli wirft bereits lange Schatten voraus: Der Vorsitzende der oberösterreichischen Moslems, Murat Baser, soll laut IGGiÖ-Chef Fuat Sanac sein Maturazeugnis gefälscht haben. Egal ob der Vorwurf stimmt oder nicht, als potentieller Gegenkandidat Sanac' ist Baser damit aus dem Rennen. Er hat nun sogar seinen Job verloren.
Wahlkandidatur passé, Religionslehrer-Job futsch
Baser war von der IGGiÖ bereits vor zwei Wochen von seiner Tätigkeit als Religionslehrer an Höheren Schulen suspendiert worden, was auch Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer bestätigt. In der Zwischenzeit scheint Sanac die damals erhobenen Vorwürfe untermauert zu haben und entließ Baser nun sogar aus dem Schuldienst. Er darf ab sofort nicht mehr unterrichten.
Schule in Ankara bestreitet, dass er dort maturiert hat
Denn wie der IGGiÖ-Chef am Donnerstag den Oberösterreichischen Nachrichten erzählte, hat er mittlerweile die Schule in Ankara, an der Baser angeblich maturiert habe, kontaktiert – und habe zur Antwort bekommen, dass es dort zur fraglichen Zeit keinen Schüler namens Murat Baser gegeben hat. Sanac erklärt sogar, dass Baser zur Zeit seiner vorgeblichen Matura längst in Österreich war und spricht von „nicht tolerierbarem Vertrauensbruch“.
Auch Vorsitz der OÖ-Moslems wackelt
Der geschasste Religionslehrer dürfte bei derartigem Gegenwind aus der Zentrale auch Schwierigkeiten haben, zur ebenfalls Ende Juli anstehenden Wiederwahl zum Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinschaft Linz zugelassen zu werden – und selbst wenn, scheint ihm eine Stimmenmehrheit unter diesen Umständen mehr als ungewiss.
Entlassener sieht sich als Intrigenopfer
Baser selbst beteuert seine Unschuld und will das umstrittene Maturazeugnis seinerseits in der Türkei auf seine Rechtmäßigkeit überprüfen lassen. Er habe auch das Theologiestudium in Ankara abgeschlossen, alle Zeugnisse seien in Österreich seinerzeit geprüft worden. Im Ernstfall will er Rechtsmittel ergreifen. Hinter den Vorwürfen sieht er eine Intrige, weil er in vielen seiner Vorträge Aufklärungsarbeit geleistet und auch den Kontakt zur katholischen Kirche gepflegt habe. Das gefalle manch anderen in der IGGiÖ nicht.
Nervosität vor Wahl des IGGiÖ-Vorsitzenden
Der Linzer Islam-Kenner Efgani Dönmez sieht Sanac' Vorgehen ebenfalls kritisch. Dieser habe das neue Islamgesetz, das alle Moscheevereine unter der IGGiÖ vereinigt, wohlwollend gefördert und sich damit viel Ablehnung bei so manchen Moslems zugezogen. Nun fürchtet er um seine Wiederwahl als IGGiÖ-Chef und nehme anscheinend jeden ins Visier, der ihm gefährlich werden könnte.