Bei Brandanschlägen auf Asylwerberheime stellt sich immer öfter heraus, dass gar keine fremdenfeindlichen, sondern wirtschaftliche Motive dahinter stecken.

28. Juni 2016 / 17:49 Uhr

Brandanschlag auf Asylwerberheim: Polizei ermittelt wegen Wirtschaftskriminalität

"Kein Asylat in Vorra" stand in holprigem Deutsch auf der weißen Hauswand, daneben wurden zwei Hakenkreuze auf die Mauer gemalt. Die Ermittler und die Bevölkerung sollten damit wohl auf eine falsche Fährte gelockt werden, wer im bayrischen Vorra hinter dem Brandanschlag auf eine Asylunterkunft steckt. Tatsächlich wurde rasch ein fremdenfeindliches Motiv vermutet, und Bürger in Vorra versammelten sich zu einer Menschenkette, um gegen den Fremdenhass zu demonstrieren. 18 Monate später hat die Polizei nun zwei Verdächtige festgenommen. Es soll um Wirtschaftskriminalität gehen.

Handschrift von Rechtsextremisten ausgeliehen

Während Medien bereits ungeduldig wurden und von der Polizei endlich einen Täter aus der rechten Szene präsentiert bekommen wollten, hatte der Rechtsextremismus-Experte Michael Helmbrecht bereits drei Tage nach dem Brandanschlag in Vorra eine eigene These, die er gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) äußerte:

Womöglich hat sich da einer im wahrsten Sinne des Wortes die Handschrift von Rechtsextremisten ausgeliehen.

Baumängel und Fehler beim Brandschutz

Diese Vermutung scheint sich nun zu bestätigen. Zwei Mitarbeiter einer Baufirma sollen für den Brandanschlag auf das Asylwerberheim verantwortlich sein, die offenbar eine falsche Spur legen wollten. Die beiden Männer bestreiten den Vorwurf, doch der Verdacht ist so massiv, dass beide in Untersuchungshaft genommen wurden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die drei Gebäude in Vorra, die eine Baufirma für Asylwerber herrichten sollte, nicht rechtzeitig fertig geworden wären. Der stellvertretende Leiter der Sonderkommission zur Aufklärung des Falles, Norbert Ditzel, sagte der Süddeutschen Zeitung:

Das Landratsamt hatte erhebliche Baumängel und Fehler beim Brandschutz festgestellt. Da der Bau äußerst knapp kalkuliert war und man schon ohne Mängel gravierende Verluste habe befürchten müssen, hätte dies womöglich den Ruin dieser Firma bedeutet.

Eigentümer des Anwesens mit einer Million Euro entschädigt

Wie die SZ weiter berichtet, sollen die beiden Verdächtigen noch an der Sanierung des Gebäudes, das sie vermutlich selbst angezündet hatten, mitgewirkt haben. Gegen den Eigentümer des Anwesens, der von der Versicherung mit einer Million Euro entschädigt wurde, bestehe kein Verdacht, so die Ermittler.

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