Der Terroranschlag von Nizza mit mehr als 80 Toten macht den Zorn der Bevölkerung auf radikale Islamisten noch größer. In diesem Licht erscheint eine Koranverteilung von Salafisten, die am Donnerstag auf dem Sonnbergmarkt in Wien-Döbling stattfand, noch abstoßender als von Passanten bereits wahrgenommen. Schließlich berufen sich auch die "Gotteskrieger", die zu Attentätern werden, auf den Koran, um ihre menschenverachtende Ideologie zu rechtfertigen. So betrachtet, könnten die bekannt fundamentalistischen Kreisen entstammenden Verteiler der Heiligen Schrift des Islam auch als geistige "Ziehväter des Terrors" bezeichnet werden.
Bezirkschef bestätigt Beschwerden aus der Bevölkerung
Die Besucher des Sonnbergmarktes in der Obkirchergasse hatten daher keine große Freude, als die Salafisten ihnen die – gemäß des Glaubens der Muslime – wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed andrehen wollten. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Daniel Resch (ÖVP) bestätigte gegenüber unzensuriert.at, dass es zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung gebe. Resch, der den urlaubenden Bezirkschef Adolf Tiller (ÖVP) vertritt, war selbst am Markt: "Es gab nichts zu beanstanden. Sie haben ihre Verteilung bei der MA46 ordnungsgemäß angemeldet und sich an die Richtlinien gehalten." Man werde in Zukunft aber genau hinschauen, was dort verteilt wird.
Gefahr von Radikalisierung potenzieller Terroristen
"Erschreckend, dass so etwas in Döbling passiert", sagt FPÖ-Bezirksparteiobmann Dominik Nepp, zugleich Klubobmann der Freiheitlichen im Wiener Landtag. Er sei natürlich für ein Verbot von Koranverteilungen, die eine Gefahr von Radikalisierung potenzieller Terroristen darstelle. Einmal mehr forderte Nepp den Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl auf, endlich die Forderungen der Freiheitlichen umzusetzen und solche Verteilaktionen zu verbieten.
Menschen für IS rekrutieren
Allerdings: Halten sich die Salafisten an die Regeln, werden sie auf dem Sonnbergmarkt weiterhin ihre Schriften unter die Menschen bringen dürfen. In Wien sind Versuche, solche Verteilaktionen zu unterbinden, bis dato gescheitert. Selbst der grüne Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger, konnte nur auf die freiwillige Einsicht der Aktion "Lies!" setzen, um das Verteilen des Korans in der Nähe eines Flüchtlingsquartiers zu verhindern. Blimlinger hegte die Befürchtung, dass Salafisten versuchen könnten, aus Syrien geflohene Menschen für den so genannten "Islamischen Staat" (IS) zu rekrutieren.
FPÖ-Politiker sprachen in Wiener Neustadt und Graz Verbot aus
Nur dort, wo die FPÖ etwas zu sagen hat, greift sie auch durch. In Wiener Neustadt verbot der blaue Vizebürgermeister Michael Schnedlitz die Gratis-Verteilung des Koran in der Fußgängerzone, weil sich immer mehr Menschen belästigt fühlten. Eine ältere Dame soll sogar lauthals als „Ungläubige” beschimpft worden sein, als sie die „Bibel des Islam” ablehnte. Das brachte bei Stadtrat Schnedlitz das Fass zum Überlaufen – er verbannte den Info-Stand aus der City. Und in Graz wurde FPÖ-Stadtrat Mario Eustacchio im Vorjahr tätig und sprach eine Weisung aus, die sämtliche "Lies!"-Aktionen untersagen soll. Als Ressortzuständiger im Straßenamt verweigert er die privatrechtliche Zustimmung.