Was sollen die Menschen dem SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern und seiner Partei überhaupt noch glauben? Einerseits lässt Kern über die schon seinem Vorgänger sehr gewogene Tageszeitung Österreich täglich ausrichten, dass der Kurs gegen die Türkei immer härter werde. Andererseits findet ein SPÖ-Poltiker nichts dabei, ein "Selfie" zu posten, das ihn auf der Pro-Erdogan-Demo im Juli in Wien zeigt: Zwischen Türkei-Fahnen und "Allahu akbar"-Rufen posiert der Integrationsgemeinderat von Hirtenberg (NÖ) und AK-Rat Fatih Toraman auf Facebook.
Vier-Augen-Gespräch mit SPÖ-Bürgermeisterin
Die Gratiszeitung Heute hat die Hirtenberger Bürgermeisterin Gisela Strobl (SPÖ) um eine Stellungnahme zu diesem Vorfall gebeten. Strobl zu Heute:
Ich bin derzeit im Urlaub und habe mit Herrn Toraman nur via Handy gesprochen. Er gab die Teilnahme zu, aber mehr möchte ich nicht sagen, ich will erst mit ihm ein Vier-Augen-Gespräch führen.
Auf der Straße für den Herrscher vom Bosporus
Die SPÖ, so scheint es, wird hier vom falschen Kurs eingeholt. Die Partei ist von Muslimen und möglicherweise auch von radikalen Erdogan-Fans durchzogen. Da kann SPÖ-Chef Kern derzeit noch so Richtung Türkei poltern – wenn SPÖ-Mitglieder und sogar SPÖ-Funktionäre das Gegenteil machen und für den Herrscher vom Bosporus lautstark Partei ergreifen, ist die Glaubwürdigkeit seiner Aussage beim Teufel.
Ein Dilemma für Christian Kern, denn die Stimmung in der Bevölkerung gegen Erdogan kann derzeit gar nicht schlechter sein. So veröffentlichte die Tageszeitung Österreich auch eine Umfrage, nach der 87 Prozent der Befragten für ein Ende der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei sind.