Im Freistaat Bayern ist ein Tabu gebrochen: das Einheben von Negativzinsen. Die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee führt ab Anfang September einen Zinssatz von 0,4 Prozent für Einlagen über 100.000 Euro bei Privatkunden ein. Diese Strafzinsen gelten für Giro- und Taggeldkonten und werden unter dem Titel „Verwahr-Entgelt“ verbucht. Diese neue Art der Zinspolitik soll dazu führen, Großanleger zu einer geänderten Veranlagungsstrategie zu bewegen. Offensichtlich sucht diese Lokalbank einen Ausweg, um ihrerseits mit der niedrigen Zinslandschaft fertig zu werden.
Erstmals müssen auch Privatkunden Negativzinsen zahlen
Bisher galten für Privatkunden keine Strafzinssätze, im Unterschied zu Firmenkunden und institutionellen Anlegern. Banken zahlen selbst ebenfalls 0,4 Prozent bei der Europäischen Zentralbank an Negativzinsen. Ebenso hebt die DZ Bank, das Spitzeninstitut des deutschen Volksbanken- und Raiffeisensektors, solche Zinssätze ein.
Genossenschaftsverband zeigt Verständnis für Gmund
Ausdrücklich Verständnis für diese Maßnahme der Raiffeisenbank Gmund zeigte der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Gleichzeitig gab man sich dort überzeugt, dass aus Wettbewerbsgründen keine flächendeckende Einführung von Negativzinsen drohen werde. Es könnte aber durchaus zu einer Erhöhung anderer Gebühren kommen, um die Ertragssituation der Banken zu stabilisieren.
Streit um Bankomatgebühren hat Sommerpause
Bayern ist bei dieser Diskussion kein Einzelfall. In Österreich ist derzeit eine politische Auseinandersetzung über Bankomatgebühren im Gange. Während etwa die FPÖ strikt gegen deren Einführung ist, wurde eine solche Extragebühr von SPÖ und ÖVP vor der politischen Sommerpause noch ausdrücklich unterstützt.