Letztmalig bestand heuer am 26. Oktober die Möglichkeit, das Parlament in seinem Originalzustand zu besichtigen, ehe es völlig renoviert wird. Dies und die Gelegenheit, mit den Gesetzgebern der Republik persönlich in Kontakt zu treten, lockte auch heuer Zehntausende ins Hohe Haus. Dazu hätte es gewiss keiner zusätzlichen „Attraktionen“ bedurft. Nationalratspräsident Doris Bures (SPÖ) bot dennoch ein Kulturprogramm, das bei vielen Besuchern Kopfschütteln auslöste. Angekündigt wurde es so:
Acht deutschsprachige AutorInnen wurden eingeladen, sich mit dem Begriff der Demokratie auseinanderzusetzen und über Österreichs Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft nachzudenken. Die AutorInnen sind Juli Zeh, Clemens J. Setz, Christine Nöstlinger, Paulus Hochgatterer, Milena Michiko Flasar, Franz Schuh, Angelika Reitzer und Martin Pollack. Sie haben für je einen Ort im Parlament einen Text entwickelt. Diese Texte werden mit einem Schauspielensemble – darunter Ulli Meier, Sona MacDonald und Katharina Stemberger – szenisch erarbeitet und im originalen Raum inszeniert.
Eine "Intervention", die niemand braucht
Und da saßen sie also: Katharina Stemberger, bekannt von ihrem Aufruf, für Bundespräsidentschaftskandidat Van der Bellen ruhig auch kriminell zu werden, „aber nicht sehr“, und eine zweite Dame, umringt von auf dem Boden liegenden Männern mit Musikinstrumenten. Diese „künstlerische Intervention“, wie das Schauspiel auf der Webseite des Parlaments genannt wird, hätte wohl auch ohne den Tag der offenen Tür im Parlament keine zehn Zuschauer angezogen. Das Staatskünstlertum darf sich artig bei Doris Bures bedanken.