Saudi Arabien möchte fünf Millionen Arbeitsmigranten abschieben. Die leerstehende Zeltstadt Mina (Foto) hätte Platz für drei Millionen Flüchtlinge, etwa aus den Nachbarländern Syrien und Irak.

14. März 2017 / 13:07 Uhr

Im Nahen Osten kein Problem: Saudi Arabien will fünf Millionen illegale Migranten ausweisen

Die Bevölkerung Saudi Arabiens besteht Schätzungen zufolge zu mehr als 30 Prozent aus Migranten und Gastarbeitern aus aller Herren Länder. Dies liegt vor allem an der Tatsache, dass viele als "nieder" geltende Arbeiten von den Saudis nicht ausgeübt werden. Doch nun plant das streng islamische Königreich, fünf Millionen Gastarbeiter auszuweisen. Bereits im Februar beschloss man den Bau einer knapp 1.000 Kilometer langen Grenzmauer zum Irak – aus Angst vor dem Islamischen Staat (IS).

Saudis fürchten sich vor Einbürgerung von Migranten

Der saudische Schura-Rat diskutiert laut Informationen diverser arabischer Zeitungen aktuell ein Regulierungssystem, um einerseits Einwanderung künftig drastisch zu reduzieren und andererseits fünf Millionen Migranten abzuschieben. Dafür werde eine eigene Kommission im Innenministerium eingerichtet. 

Die saudischen Behörden befürchten, dass durch die zunehmende Einwanderung aus Afrika und Asien mittlerweile ganze Wirtschaftssektoren durch Migrantenarbeit am Leben erhalten und kontrolliert werden.

Bereits mehr als 280.000 Pakistani abgeschoben

Vor allem aus anderen moslemischen Ländern zieht es Gastarbeiter seit Jahren nach Saudi Arabien, wo man als Andersgläubiger faktisch rechtlos ist. Zwischen 2012 und 2015 wurden daher bereits mehr als 240.000 Pakistani abgeschoben, seit Beginn des Jahres erneut 40.000. Zuvor hatte man insbesondere in Pakistan, Indonesien und Bangladesch, allesamt Staaten mit moslemischen Mehrheiten, um Gastarbeiter geworben.

Offiziell wirft man nun den meisten Einwanderern Visaverletzungen und die illegale Einreise in das Königreich vor. Viele Migranten würden sich dauerhaft in Saudi Arabien niederlassen wollen, was den nationalen Gesetzen widerspricht. Der wahre Grund liegt aber im schleichenden Niedergang der saudischen Wirtschaft, etwa durch den Ölpreisverfall und den andauernden Krieg mit dem Nachbarland Jemen. Viele Gastarbeiter machen nun den Einheimischen und auf Jobsuche befindlichen Saudis die Arbeitsstellen streitig.

Saudis lehnen Flüchtlinge wegen innerer Sicherheit ab

Seit längerem ist bereits bekannt, dass in Saudi Arabien die meiste Zeit des Jahres die moderne Pilger-Zeltstadt Mina mit einem Fassungsvermögen von mehr als 100.000 klimatisierten Zelten für knapp drei Millionen Menschen leer steht. Dennoch weigert sich das islamische Königreich beharrlich, geflüchtete Glaubensbrüder aus dem Irak und Syrien dort unterzubringen.

Sie gelten für die saudischen Behörden als Unruhestifter und potentielles Risiko für die innere, ohnehin fragile, Sicherheit. Schließlich wolle man den Bürgerkrieg nicht "importieren", wie etwa Europa.

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