Am 1. September 2015 wurde in Wien mit viel Trara die erste sogenannte Wientalterrasse eröffnet. 4,3 Millionen Euro hat die etwa 1000 Quadratmeter große Freifläche mit vereinzelten Sitzgelegenheiten im fünften Wiener Gemeindebezirk gekostet. Warum auch dieses Projekt der grünen Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Stadtentwicklung Maria Vassilakou zu einem teuren Flop geraten ist, zeigen nach ihrer Überprüfung die Experten des Stadtrechnungshofes auf.
Zahlreiche Konstruktions- und Baumängel
Die Mängelliste im 84 Seiten umfassenden Prüfbericht ist lang. Hauptkritikpunkt ist der von den Verantwortlichen gewählte Holzbelag, der bei schlechter Witterung naturgemäß zu hoher Rutschgefahr führt. Bei Eis und Schnee kann die Terrasse aus diesem Grund nur “auf eigene Gefahr” genutzt werden. In den Wintermonaten 2015/16 war sie überhaupt gesperrt.
Doch Rutschgefahr droht nicht nur im Winter, sondern bei Feuchtigkeit praktisch während des ganzen Jahres. Zudem weist das Holz bereits nach kurzer Nutzungsdauer Schäden auf. Weiters kritisieren die Prüfer, dass manche Bereiche der Terrasse als weiteres Sicherheitsrisiko ein Gefälle von 10 Prozent aufweisen, in anderen Bereichen würden sich hingegen nach Regenfällen Wasserlacken bilden. Auch bei der Beleuchtung gibt es Probleme.
Welche zusätzlichen Kosten für eine endgültige Nutzung auf die Wiener Steuerzahler zukommen werden, ist noch nicht abschätzbar.
Probleme auch im Sommer
Doch dem nicht genug. Auch in der warmen Jahreszeit hat die Vassilakou-Terrasse ihr Tücken. Es gibt nämlich keine Möglichkeit, sich vor der gleißenden Sommer-Sonne zu schützen und sich im Schatten aufzuhalten. Damit wird die Terrasse auch in den Sommermonaten praktisch unbenützbar. Darauf weist der freiheitliche Klubobmann im fuenften Bezirk, Fritz Simhandel, hin. Mehrere Anträge, für eine Beschattung der Terrasse in den Sommermonaten zu sorgen, wurden von SPÖ und Grünen abgelehnt, so der Mandatar.
Bauvorhaben nur oberflächlich geprüft
Wer jemals in Wien bei einer Bauverhandlung anwesend war weiß, wie penibel die Magistratsbeamten bei der Überprüfung von Bauplänen und bei Nutzungsgenehmigungen vorgehen. Angesichts der vom Stadtrechnungshof aufgezeigten Mängel und Konstruktionsfehler liegt der Verdacht nahe, dass sich die Beamten beim Projekt ihrer Chefin allerdings blind stellen mussten. Denn tatsächlich deckte der Stadtrechnungshof nun auf, dass zum Beispiel eine Prüfung der Verkehrssicherungspflichten erst nach Fertigstellung der Terrasse erfolgt war. Zudem wurde eine Bewertung der Rutschsicherheit von der zuständigen Magistratsabteilung 29 nicht dokumentiert.
Wahrzeichen für Inkompetenz
"Mit den Wientalterrassen erobern wir in der engen Innenstadt wertvollen neuen Platz und schaffen gleichzeitig ein unverwechselbares Wahrzeichen für das Wiental und seine Umgebung", verlautete Vassilakou anlässlich der Eröffnung der Holz-Betonkonstruktion. Und ein Wahrzeichen ist es geworden – ein Wahrzeichen für eine Politikerin, die erwiesenermaßen nicht einmal die einfachsten Projekte annähernd fehlerfrei realisieren kann.