Unzensuriert.at steht derzeit wieder verstärkt im Fokus der mainstream-medialen Berichterstattung. Das hat einen allgemeinen und einen speziellen Grund. Allgemein bemerkt der Mainstream, dass alternative Medien in der politischen Debatte mitunter stärkeres Gewicht haben als die eigenen Erzeugnisse. Mit diesem Bedeutungsabstieg können die etablierten Medien schwer umgehen und versuchen daher, die junge Konkurrenz außerhalb „ihrer“ Domäne, nämlich des Journalismus, zu platzieren. Der spezielle Grund sind natürlich die bevorstehenden Bundespräsidentenwahlen, in denen gerade die Blätter, die sich besonders um unzensuriert.at kümmern, deutlich erkennbar Partei zugunsten des von weiten Teilen des politischen Systems unterstützten Kandidaten ergreifen.
Nur Journalisten wissen, was kein Journalismus ist
In den Salzburger Nachrichten etwa schreibt der Politikwissenschafter Peter Plaikner einen Kommentar, in dem der eingangs geschilderte Bedeutungsverlust etablierter Medien und ihre Reaktion darauf geradezu mustergültig vorgeführt wird. „‘Breitbart‘ hat Donald Trump den Weg ins Weiße Haus geebnet. Unzensuriert.at beackert den Boden für die FPÖ“, heißt es im Untertitel des Beitrags, der mit „Rechte Parallelwelten auf allen Kanälen“ überschrieben ist. Plaikner gibt sodann den journalistischen Oberlehrer:
Hier wie dort haben etablierte Medien diese Propagandaportale lang unterschätzt. Denn seriöse Journalisten erkennen berufsbedingt, was kein Journalismus ist. Diese professionelle Sicht überschätzt aber das Unterscheidungsvermögen breiter Publikumsschichten.
Profil bereitet die nächste Geschichte vor
Jetzt haben wir eine Anfrage von zwei dieser „seriösen Journalisten“ erhalten. Ingrid Brodnig und Jakob Winter planen, wie wir ihrem Mail entnehmen, für die nächste profil-Ausgabe „eine Geschichte über unzensuriert.at“. Dazu haben sie uns vorab einige Fragen geschickt. Unser Antworten sollen Basis für „einzelne Nachfragen“ sein, „um Ihnen Gelegenheit zu geben, auf einzelne Aspekte unserer Rechercheergebnisse einzugehen“. (Die Ergänzungsfragen sind mittlerweile eingetroffen und auch schon beantwortet – siehe unten)
Mit dem Investigativ-Duo Brodnig/Winter haben wir bereits Erfahrungen gemacht, die wir in diesem Artikel vom 12. September schildern. Kurz zusammengefasst, haben wir gestellte Fragen damals beantwortet, fanden die Antworten im umfangreichen profil-Artikel jedoch nicht wieder.
Die unzensuriert-Antworten an profil
Um nicht wieder Gefahr zu laufen, dass unsere Stellungnahmen nicht ausreichend berücksichtigt werden, geben wir sie hiermit öffentlich ab:
Liebe Frau Brodnig, lieber Herr Winter,
es freut uns Ihr großes Interesse an unserer Arbeit. Gerne beantworten wir Ihre Fragen – die zum Großteil so ja bereits im September gestellt wurden, im guten Glauben, dass die Antworten dieses Mal den Weg in Ihr Blatt finden werden.
Wie würden Sie die Ausrichtung Ihres Onlinemediums unzensuriert.at beschreiben?
Die Antwort würden Sie in Ihrer zweiten Frage finden, wenn sie unser Selbstverständnis vollständig zitiert hätten: Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich.Wie ist Ihr Selbstverständnis zu verstehen, das Sie auf Ihrer Website als „polemisch und selbstverständlich parteilich“ beschreiben? Ist damit das Naheverhältnis zur FPÖ gemeint?
Das Selbstverständnis der Seite „Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich“ war das Motto der Zeitung Tribüne, deren Herausgeber Johann Georg August Wirth ein wesentlicher Vorkämpfer für die Pressfreiheit im 19 Jhdt. war, der wir uns auch in erster Linie verpflichtet fühlen. Parteilich hat nichts mit einer konkreten Partei und auch nichts mit rechts oder links zu tun, sondern drückt aus, dass wir für das Volk Partei ergreifen.Wobei: An anderer Stelle erklären Sie, unzensuriert.at würde „mit objektiver Information auf Sachverhalte“ hinweisen. Was stimmt denn nun?
Indem wir mit objektiver Information auf Sachverhalte hinweisen, ergreifen wir Partei für unsere Leser.Wie erklären Sie die ausgesprochen freundliche Berichterstattung gegenüber der FPÖ?
Gegenfrage: Wie erklären sie die ausgesprochen unfreundliche Berichterstattung Ihres Blattes gegenüber der FPÖ?Die SPÖ hatte die Arbeiterzeitung, die ÖVP OÖ nennt das Volksblatt ihr Eigen. Ist unzensuriert.at die FPÖ-Parteizeitung des 21. Jahrhunderts?
Nein.Wie viele Menschen arbeiten in der Redaktion von unzensuriert.at?
Das fragten Sie schon einmal im September 2016, hier finden Sie die Antworten, die Sie auch damals nicht abgedruckt haben: https://unzensuriert.at/content/0021650-Wenn-Profil-gegen-unzensuriertat-recherchiert-Antworten-werden-einfach-ignoriertWieso machen Sie nicht transparent, wer die Autoren von unzensuriert.at sind?
Siehe vorhergehende Frage.
Ergänzung 24.11.2016, 16.41 Uhr
Folgende Fragen zu den “Rechercheergebnissen” wurden mittlerweile nachgereicht und werden hier ebenfalls öffentlich beantwortet:
Immer wieder zitiert Ihre Seite Texte von „watergate TV“ und verlinkt auf dieses deutsche Verschwörungsportal. Sind das Werbeeinschaltungen? Denn die Texte widersprechen der sonstigen Linie Ihres Mediums.
Watergate-TV ist laut eigener Definition „ein investigatives Redaktionsnetzwerk für die freie, unabhängige und neutrale Presse“. Für dieses Medium ist unter anderen die deutsche Talkshow-Legende Hans Meiser (14 Jahre lang das wohl bekannteste Gesicht des Senders RTL) tätig. Watergate-TV stellt unzensuriert.at Kurzfassungen interessanter Artikel zur Verfügung, die wir gerne veröffentlichen. Inwieweit sie unserer „Linie“ widersprechen sollen, können wir nicht erkennen.Wir haben uns zwei Wochen über Ihr Portal informiert. Über Alexander Van der Bellen, Flüchtlinge („Asylanten“), etablierte Medien, Linke, Migranten und die vermeintliche Elite haben wir keinen einzigen positiven Artikel gefunden – aber dutzende Negativmeldungen. Norbert Hofer und die FPÖ kommen hingegen ausschließlich positiv vor. Nochmals die Frage: Wie ist das mit Ihrem Selbstverständnis nach „objektiver Information“ vereinbar?
Aus Zeit- und Interessegründen beobachten wir die Veröffentlichungen von profil nicht regelmäßig und durchgängig. Selbst bei oberflächlicher Betrachtung sticht jedoch ins Auge, dass darin praktisch nie positiv über Norbert Hofer und die FPÖ berichtet wird, dafür aber über Alexander Van der Bellen, Flüchtlinge, etablierte Medien, Linke, Migranten und die vermeintliche Elite. Sofern Sie selbst profil als objektives Medium betrachten, sollte sich die Frage daher erübrigen. Zusätzlich weisen wir darauf hin, dass unser Medium noch nie vom Presserat dafür verurteilt wurde, weil es die Wähler einer bestimmten Partei pauschal als „die hässlichsten Menschen Wiens“ bezeichnet hat.