Vom Mainstream wurde Neo-ÖVP-Obmann Sebastian Kurz schon als der sichere Sieger gefeiert. Doch rund drei Monate vor der Nationalratswahl scheint dem Polit-Starlet und seiner neuerdings türkisen Partei langsam die Luft auszugehen.
ÖVP hat in Umfragen Zenit bereits erreicht
Deutlich zeigen dies die vom SPÖ-nahen Ifes-Institut erhobenen Umfragewerte auf. In der Sonntagsfrage ist die Kurz-ÖVP demnach im Vergleich zum Mai um acht Prozentpunkte auf derzeit 34 Prozent Zustimmung abgestürzt. SPÖ und FPÖ konnten hingegen auf 31 bzw. 22 Prozent zulegen. Auch bei der Kanzlerfrage hat Sebastian Kurz laut dieser Umfrage sechs Prozentpunkte eingebüßt. Ein Negativtrend für Kurz ist daraus eindeutig ablesbar, wenngleich die Zahlen eher dem Reich der Phantasie entspringen dürften, lag die ÖVP doch hier im Mai bei 42, die FPÖ hingegen bei nur 16 Prozent.
Auch realistische Umfragen bestätigen Trend
Ein wohl realistischeres Umfrageergebnis präsentierte der Chef des Linzer Marktforschungsinstitutes Spectra, Peter Bruckmüller, in den Oberösterreichischen Nachrichten. Laut dessen Polit-Barometer liegt die ÖVP in der Sonntagsfrage derzeit bei 30 Prozent, gefolgt von der FPÖ mit 27 Prozent. Die Kanzlerpartei SPÖ käme nur auf einen Anteil von 23 Prozent. ÖVP und FPÖ liegen demnach praktisch Kopf an Kopf und Kanzler Christian Kern wäre mit seiner Partei in Schlagdistanz.
So wie das Ifes-Institut ortet auch Bruckmüller bei den persönlichen Daten der Spitzenkandidaten der Parteien eine Abkühlung des Hypes um Sebastian Kurz.
Parallele Entwicklung zu SPD in Deutschland
Für Sebastian Kurz und die ÖVP dürfte sich, wie auch schon beim SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz in Deutschland, der scheinbare Höhenflug als trügerisch erweisen, denn die Parallelen sind kaum zu übersehen.
Schulz – Retter der Sozialdemokratie!, Schulz – der Messias!, Schulz auf der Überholspur!, die Medien in Deutschland überschlugen sich mit Superlativen für den ehemaligen EU-Apparatschik. Und tatsächlich konnte die am Boden liegende SPD, zumindest in Umfragen, gegenüber dem Regierungspartner CDU/CSU stark aufholen. Doch schon kurz darauf war der künstlich inszenierte Schulz-Hype verpufft und die SPD in Umfragen wieder dort angelangt, wo sie zuvor gewesen war.
Liebling der Kronen Zeitung
Ähnlich könnte es der in türkis umgfärbten ÖVP ergehen. Monatelang war Außenminister Sebastian Kurz, vor allem von der Kronen Zeitung, für jede abgekupferte Idee und leere Versprechung euphorisch gefeiert worden. Wie der Schub für die ÖVP zeigte, blieb die Wirkung auch nicht aus.
Tatsächlich schien es Kurz auch niemand übel zu nehmen, dass er Ex-Parteichef Reinhold Mitterlehner aus dessen Funktion gemobbt und die Koalition mit der SPÖ gesprengt hatte. Das Konzept, sich als langjährige Regierungspartei plötzlich wie die Opposition darzustellen und deren Positionen zu übernehmen, schien ebenfalls aufzugehen. Doch wie die Umfragen zeigen, scheint bei den Wählern und der ÖVP langsam wieder die Realität Einzug zu halten.