56 Prozent der Italiener geben an, noch nie im Internet auf sogenannte “Fake News” gestoßen zu sein oder sich schwer zu tun, solche zu erkennen. Dies schreibt der Soziologe Renato Mannheimer in der rechtsliberalen Tageszeitung Il Giornale auf Basis einer repräsentativen Erhebung des Mailänder Instituts “Eumetra Monterosa” zum Thema “Fake News”. Der einstige Maoist (Jahrgang 1947) und Dozent an der noblen Mailänder Wirtschaftsuniversität Bocconi gehört seit den 1980er Jahren zu den renommiertesten Meinungsforschern Italiens. Seine Ex-Frau, einst ebenfalls Maostin, war Gleichstellungsministerin der Regierung Prodi (2006-2008) und ist heute stellvertretende Vorsitzende der regierenden Linksdemokraten (PD).
Bundesdeutsche mehrheitlich unbesorgt
Laut einer BBC-Studie zeigten sich 80 Prozent der Italiener, die sich im Internet informieren, “besorgt”, möglicherweise von Fake News in die Irre geführt zu werden. Laut der in 18 Staaten durchgeführten Erhebung zeigten sich nur die Bundesdeutschen mehrheitlich unbesorgt (51 Prozent).
Falsche oder irreführende Meldungen werden, laut Eigenangabe bei der Mailänder Studie, vor allem von Akademikern erkannt. Von Wählern der Linksdemokraten sagten mehr als 50 Prozent, bereits auf Fake News gestoßen zu sein. Das könne aber daran liegen, so Mannheimer, dass die politische Linke Fake News stärker thematisiere. Die linke Wählerschaft sei dadurch in höherem Grade dahingehend sensibilisiert, dass politische Gegner “Falschmeldungen” verbreiten würden.
Fake News – ein linkes Thema
Der Soziologe bestätigt damit, ohne es zu erwähnen, dass Fake News ein linkes Thema sind, das am 9. November 2016, dem Tag nach dem Wahlsieg von Donald Trump, von der New York Times auf die Titelseite gesetzt wurde. Das Wahlergebnis, das das US-Establishment schockierte, sei durch die Verbreitung angeblicher Fake News durch rechte, alternative Medien zustande gekommen.
Angriffe auf das Internet
Zugleich erfolgt seit dem New York Times-Angriff gegen Facebook der Versuch, das Internet unter Kontrolle zu bringen. Dazu gehört das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Nicht in allen Ländern zeitigte der Mainstream-Ruf nach Staatsanwalt und Gefängnis solche Folgen. Durch Selbstzensur greifen die großen sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter inzwischen aber selbst zum Mittel der Löschung und Sperrung und exerzieren freiwillig jene Meinungszensur, die in den etablierten Medien weitgehender Standard ist. Ob die Bundesdeutschen sich selbst als einzige deshalb mehrheitlich unbesorgt fühlen, weil die “GroKo” dem Internet den NetzDG-Maulkorb verpasst hat, darf dennoch bezweifelt werden.
40 Prozent der Italiener nicht imstande, eine Fake News zu erkennen
Den Mannheimer-Zahlen kommt eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes Doxa nahe, formuliert aber deutlicher. Laut den am 9. Februar 2018 publizierten Ergebnissen sind mehr als 40 Prozent der Italiener nicht imstande, eine Fake News zu erkennen. Der Erhebung lag die Definition zugrunde, dass Fake News “von Profis der Desinformation erfundene Falschmeldung” sind.
Noch drastischer als Mannheimer sieht das Bild laut Doxa-Erhebung aus, wenn es nicht nur um das Internet geht. Laut Doxa würden 75 Prozent der italienischen Wahlberechtigten Falschmeldungen glauben, obwohl deren Haltlosigkeit nachgewiesen wurde. 50 Prozent räumten selbst ein, im vergangenen Jahr mindestens einmal einer Falschmeldung aufgesessen zu sein.
Nicht gesagt wird allerdings genau, welche tatsächlichen oder vermeintlichen Falschmeldungen Grundlage der Erhebungen waren. Laut den spärlichen Informationen, die Doxa dazu veröffentlichte, erfolgte sie streng im Rahmen der politischen Korrektheit.
Italienische Variante des Maas-Gesetzes wegen Neuwahlen nicht beschlossen
Ähnliche Erhebungen im vergangenen Jahr hatten den Beigeschmack, die öffentliche Meinung auf die italienische Variante des NetzDG vorzubereiten. Ein solches hatte die Linksregierung vorgelegt. Dazu wurde das Maas-Gesetz fast eins zu eins kopiert. Die Auflösung des Parlaments und die Ausschreibung der Neuwahlen am 4. März verhinderten die Verabschiedung.
Die aktuelle Doxa-Erhebung soll die Wähler vor dem Urnengang zum Thema Fake News sensibilisieren. 80 Prozent der Wähler sind nämlich der Meinung, dass Falschmeldungen Wahlentscheidungen beeinflussen können. Vor allem auch deshalb, weil das Spektrum zwischen einer reinen Falschmeldung und einer konstruierten Falschmeldung, die aber durch Beimengung einiger wahrer Elemente den Schein der Glaubwürdigkeit bekommt, breit ist und nicht informierten Personen es schwergemacht wird, Wahres von Falschem zu unterscheiden.
Fake News aus Österreich: Landbauer und Abwerzger
Österreich lieferte jüngst den Beweis, dass die genannten Befürchtungen keineswegs unbegründet sind. Durch eine verzerrte Mediendarstellung gegen den FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer bei den Landtagswahlen in Niederösterreich, wurde das Wahlergebnis massiv beeinflusst. Ähnliches wurde durch manipulierend geschnittenes Film- und Tonmaterial vom ORF nun auch gegen Markus Abwerzger, den FPÖ-Spitzenkandidaten bei den Tiroler Landtagswahlen am kommenden 25. Februar versucht, in diesem Fall aber erfolglos. Der Betrug flog auf und der ORF musste sich entschuldigen.
Der Fall Abwerzger zeigt, dass das Problem der Fake News kein Internet-Problem ist, sondern in erster Linie eine Machtfrage. Wer Macht über Medien hat, egal ob Fernsehen, Radio, Zeitungen oder Internet, dem ist auf die Finger zu schauen, weil Macht zu Missbrauch verleitet.
Nachrichtenseiten im Internet gelten als vertrauenswürdiger als Fernsehnachrichten
Nachrichtenseiten im Internet gelten, laut Doxa, als “zuverlässigste Informationsquelle” für tagesaktuelle Meldungen. Mit 29,4 Prozent erreichten Online-Zeitungen die höchsten Werte und überrundeten erstmals das Fernsehen, das nur mehr 26,5 Prozent als “zuverlässigste” Quelle nannten, gefolgt von Blogs und Foren (18,1 Prozent), Tageszeitungen (10,1 Prozent), Soziale Netzwerke (7,7 Prozent) und Radio 6,3 Prozent).
90 Prozent der Italiener sprach sich laut Doxa gegen eine Internetzensur aus. 40 Prozent wollen überhaupt keine Form der Einmischung. 50 Prozent könnten sich eine sanfte Form der “unparteiischen Überprüfung” durch Dritte vorstellen. Eine staatliche Aufsichtsbehörde, Zensur und Strafmaßnahmen lehnen jedoch auch sie ab.